Tod Königs Friedrich Augusts II. 705
15. August langte der Trauerzug mit der königlichen Leiche in
Dresden an ½). Allgemein und ungeheuchelt war die Trauer
des Landes; selbst die Gegner des von König Friedrich August
in den letzten Jahren befolgten politischen Systems gedachten
dankbar der Segnungen, die Sachsen unter seiner Regierung
genossen, mehr aber noch als seiner Regententugenden der
menschlich schönen Eigenschaften, der Herzenslauterkeit und des
menschenfreundlichen Sinnes, die ihn zierten und die ihm ein
bleibendes Ehrengedächtniß bei der Nachwelt sichern.
Miertes Hauptstück.
Sachsen unter der Regierung des Königs Johann
1854— 1866.
A. Inneres.
Prinz Johann befand sich auf seinem Lieblingssitz Schloß
Weesenstein, als die Minister ihm in der Nacht vom 9. zum
10. August die Schreckensbotschaft brachten und ihm als nun-
mehrigem Könige huldigten. Aufs tiefste erschüttert entließ er
sie alsbald ohne weitere Erklärung mit Stillschweigen. In
der Frühe des nächsten Morgens eilte er nach Dresden und
empfing dort die Minister mit den Worten: „Da mein Sohn
noch zu jung ist um die Regierung annehmen zu können, ich
1) Eine von der verwittweten Königin Maria errichtete Capelle be-
zeichnet die Unglücksstelle. Das Standbild des Königs erhebt sich auf
dem dresdner Neumarkt. Auf dem Gipfel des rochlitzer Berges wurde
ein Thurm als Nationaldenkmal für ihn erbaut.
ölaothe, Nerere Geschichte Sachseus. 45