Regierungsantritt. Familienereignisse. Staatsrath. 707
Alterthumsforscher aus, dessen beiden ersten Versammlungen,
zu Dresden und Nürnberg, er präsidierte. Aber die wissen-
schaftliche Hauptaufgabe seines Lebens galt dem Studium Dante's,
von dessen Göttlicher Comödie er unter dem Namen Philalethes
1839— 1840 eine meisterhafte Übersetzung mit kritischen und
bistorischen Erläuterungen verzffentlichte 7).
Niemand mochte damals ahnen, welche schwere Bürde eine
Reihe verhängnißvoller Ereignisse auf die Schultern König
Johanns legen würde; noch weniger konnte ein sterbliches
Auge voraussehen, welche Lücken im Laufe weniger Jahre der
Tod in den blühenden Kreis der königlichen Töchter reißen
würde. Nachdem er die klteste derselben, Prinzeß Maria,
October 1857, von langen Leiden erlöst hatte, raffte er Sep-
tember 1858 deren erst kürzlich mit dem Erzherzog Karl
Ludwig von Osterreich vermählte Schwester Margarethe, schon
im Februar 1859 die Prinzeß Anna, Gemahlin des Erbgroß-
berzogs Ferdinand von Toscana, hinweg; im März 1862
wurde Prinzeß Sidonie eine Beute des Typhus und schon am
9. März 1867 standen die königlichen Altern am Todtenbette:
ihrer seit Februar 1865 mit dem Herzog Karl Theodor von
Baiern vermählten jüngsten Tochter Sophie! ) —
Daß König Johann ganz im Geiste seines Bruders fort-
zuregieren verhieß, entsprach ebenso seiner Pietät gegen den
geliebten Verblichenen wie seiner eigenen politischen Überzeugung.
Die einzige Neuerung betraf den Staatsrath, der 29. Mai
1855 eine veränderte Einrichtung erhielt, indem er, gebildet
aus einem Präsidenten (dem nunmehrigen Kronprinzen Albert),
denjenigen volljährigen Prinzen, denen der König den Beisitz
gibt, den Ministern und anderen Mitgliedern, zu einer be-
1) Zweite (Volks-)Anflage 1865. Die ersten zehn Gesänge der Hölle er-
schienen schon 1828 als Manuseript gedruckt. Die Academia della Crusca
zu Florenz ernannte ihn zu ihrem Mitgliede. Selbstschöpferisch als
Dichter begann er ein Trauerspiel Pertinax (gedruckt im Dresdner Album,
2. Auft. 1861).
2) Am 14. Märg 1863 starb die Blikhrige Prinzessin Auguste, des
Khuige Tante.
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