Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Italienischer Krieg von 1859. 741 
zu Gunsten Osterreichs in Bewegung zu setzen. Wie durch ganz 
Deutschland so that sich auch in der Bevölkerung Sachsens die 
lebhafteste Sympathie für diese Macht, eine gehobene Stimmung 
für energische Abwehr jedes etwaigen Angriffs auf die deutschen 
Grenzen kund, nur mischte, sich darein das sorgenvolle Be- 
denken, ob bei einer ernsteren europäischen Verwickelung die 
Bundes-, insbesondere die Bundeskriegs-Verfassung die Probe 
bestehen werde. Der einzig praktische Weg, die Leitung der 
deutschen Politik vertrauensvoll Preußen zu überlassen, war 
gerade der, welchen die Mittelstaaten am weitesten von sich 
wiesen. Pochend auf die 200000 Mann, welche die rein 
deutschen Staaten ins Feld stellen könnten, und ermuthigt durch 
den im Krimkriege gemachten Versuch drängten sie sich vielmehr 
als die eigentlichen Träger und Vertreter einer großen und 
nationalen Politik in den Vordergrund und vermaßen sich 
Preußen, das nur als Verbündeter, nicht als Vasall Oster- 
reichs, nur als Großmacht, nicht als Bundesglied das Schwert 
zu ziehen bereit war, wider seinen Willen mit sich fortzu- 
reißen 1). 
In Sachsen erhielt die kriegerische Stimmung einen neuen 
Impuls, als die 60000 Osterreicher, welche in Voraussicht 
eines Hauptkampfes am Rhein in Böhmen gesammelt worden 
waren, sechrehn Tage lang in ununterbrochenen Bahnzügen das 
Land passierten um durch Baiern nach Italien geworfen zu 
werden. Die Stände der Oberlausitz hatten sich bereits, 
2. April, in einer Adresse an den König für eine kräftige 
Bundespolitik verwendet, die gleiche Stimmung fand auf dem 
für den 23. Mai einberufenen außerordentlichen Landtage einen 
starken und unumwundenen Ausdruck. Aber bei allen Kund- 
gebungen patriotischen Gefühls und sittlicher Entrüstung über 
1) Auch diesmal hatte Beust die Genugthnung als Wortführer des 
deutschen Selbstgefühls gegen die Anmaßung des Auslandes, nämlich gegen 
den russischen Premier Fürsten Gortschakoff, der den Deutschen Bund kurz- 
weg zur Ruhe verweisen wollte, auftreten zu können. Depesche an den 
Ministerresidenten v. Könneritz zu Petersburg vom 15. Juni bei Ebe- 
ling I, 365.
	        
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