Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

750 Sachsen unter König Johann. Deutsche Verhltnisse. 
Wie groß war aber die Enttäuschung, als dieser neue 
Reformplan nicht einmal in Wien, wo er zuerst vorgelegt 
wurde, die gehoffte Billigung fand. Was Graf Rechberg 
hauptsächlich daran auszusetzen hatte, war, daß er die völker- 
rechtlichen Beziehungen des Bundes zum Auslande, im Inneren 
die Basis des Bundesverhältnisses alteriere und das Gleich- 
gewicht zwischen Osterreich und Preußen aufhebe, daß die wenn 
auch sehr bedingte Competenz der Delegiertenversammlung dem 
Wesen eines Staatenvereins, an welchem zwei Großmächte 
theilnähmen, widerstreite und er von Osterreich das Opfer 
des bleibenden Präsidiums verlange ohne ein Aquivalent für 
eine Consolidation der deutschen Zustände zu bieten. Vergebens 
suchte Beust diese Einwände (22. November) zu bekämpfen, 
vergebens erinnerte er daran, wie ganz anders der italienische 
Krieg verlaufen sein würde, wenn damals ein Bundestag mit 
Volksvertretung in Regensburg getagt hätte, Osterreich be- 
harrte darauf, das Alternat des Präsidiums nicht als Vor- 
bedingung sondern nur als äußerstes Opfer zulassen zu können 
und beanspruchte dagegen eine feste allseitige Verbürgung des 
gesamten deutschen wie außerdeutschen Besitzes Osterreichs und 
Preußens. 
Noch viel abfälliger aber lautete, wie erklärlich, die Antwort 
aus Berlin. Lag es doch auf der Hand, daß das ganze Pro- 
ject unter dem Schein, durch Erweiterung der Bundescompetenz 
eine größere Einheit zu erzielen und Preußen eine höhere 
Stellung im Bunde einzuräumen, nur darauf ausgieng, dieses 
in eine Vereinbarung hineinzuziehen, welche den kleineren 
Staaten die Macht gegeben hätte seine ganze auswärtige 
Polirik zu bestimmen. Nicht ohne einen Anflug von Spott 
erklärte Graf Bernstorff (20. December), daß der sinnreiche 
und mit großem Verständuiß der nach verschiedenen Richtungen 
auseinandergehenden Wünsche und Tendenzen der Bundesgenossen 
aufgestellte Reformplan nicht nur an sich unausführbar sel 
sondern auch auf Grundlagen beruhe, zu denen sich die preußische 
Regierung in einem entschieden gegensätzlichen Verhälmisse be- 
finde, indem nach ihrer Ansicht nur innerhalb des gegenwärtigen
	        
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