Vorbereitungen zum Krieg gegen Rußland. 73
wußte, woher das Nöthigste nehmen 1). Noch, meldete er ihm
weiter, sei er über die Absichten der Russen sehr im Dunkeln;
ihre Sprache sei beruhigend, aber ihre Truppenbewegungen
erweckten den Verdacht, daß sie etwas gegen das Herzogthum
im Schilde führten; folglich sei es nothwendig, sich auf alle
Fälle gefaßt zu halten. Demgemäfß ertheilt er sehr ausführliche
militärische Verhaltungsmaßregeln: Die Festungen sollen voll-
ständig armiert, ihre Vollendung mit dem größten Nachdrucke
betrieben werden; sollten sie nicht im Stande sein, sich bis
zur Ankunft des französischen Heeres zu halten, so müssen
sämtliche Vorräthe nach Posen und Thorn in Sicherheit ge-
bracht werden; die Armee soll unter dem Vorwande einer
Heerschau zusammengezogen werden und so lange als möglich
die Weichsel halten, im Nothfall sich langsam auf die Oder
mrückziehen, wo sie von dem französischen Heere aufgenommen
werden würde. Auch in Sachsen muß die Armee in Stand
gesetzt werden, der polnischen nöthigenfalls entgegenzugehen;
allmonatlich sollen die Etats des sächsischen und des polnischen
Corps dem Marschall Davont eingesendet werden. Was
Preußen im Fall eines Krieges thun werde, lasse sich noch
nicht sagen, doch scheine es eine Annäherung an Frankreich zu
suchen 2).
Die Sorge, daß Preußen sich auf die feindliche Seite
schlagen möchte, war in Sachsen groß, so groß, daß der König
die Rückreise aus Warschau durch Schlesien nur unter beson-
deren Vorsichtsmaßregeln zurückzulegen wagte. Angst vor
preußischen Umtrieben war es auch hauptsichlich, was zur
1) Der König an Senfft 24. Juli 1811: „Vous verrez (aus den
beiliegenden Depeschen) les besoins énormes de Tarmeée et des fortiflca-
tions augmentées encore par les idées du Général Haro. Si le pays
doit fournir ce nombre de travailleurs, la recolte ne se fern pas cette
année et je ne vois pas le moyen de les entretenir pour Ila solde.
Vous Vous imaginez bien, combien tout celn doit me poiner. Eo
orité nous sommes au bout de nos moyens et l'emprunt une fois
mangé, la machine doit s8·6crouler avec les suites les plus funestes.“
2) Corresp. de Nap. XXII, 67. 273.