Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Vorbereitungen zum Krieg gegen Rußland. 73 
wußte, woher das Nöthigste nehmen 1). Noch, meldete er ihm 
weiter, sei er über die Absichten der Russen sehr im Dunkeln; 
ihre Sprache sei beruhigend, aber ihre Truppenbewegungen 
erweckten den Verdacht, daß sie etwas gegen das Herzogthum 
im Schilde führten; folglich sei es nothwendig, sich auf alle 
Fälle gefaßt zu halten. Demgemäfß ertheilt er sehr ausführliche 
militärische Verhaltungsmaßregeln: Die Festungen sollen voll- 
ständig armiert, ihre Vollendung mit dem größten Nachdrucke 
betrieben werden; sollten sie nicht im Stande sein, sich bis 
zur Ankunft des französischen Heeres zu halten, so müssen 
sämtliche Vorräthe nach Posen und Thorn in Sicherheit ge- 
bracht werden; die Armee soll unter dem Vorwande einer 
Heerschau zusammengezogen werden und so lange als möglich 
die Weichsel halten, im Nothfall sich langsam auf die Oder 
mrückziehen, wo sie von dem französischen Heere aufgenommen 
werden würde. Auch in Sachsen muß die Armee in Stand 
gesetzt werden, der polnischen nöthigenfalls entgegenzugehen; 
allmonatlich sollen die Etats des sächsischen und des polnischen 
Corps dem Marschall Davont eingesendet werden. Was 
Preußen im Fall eines Krieges thun werde, lasse sich noch 
nicht sagen, doch scheine es eine Annäherung an Frankreich zu 
suchen 2). 
Die Sorge, daß Preußen sich auf die feindliche Seite 
schlagen möchte, war in Sachsen groß, so groß, daß der König 
die Rückreise aus Warschau durch Schlesien nur unter beson- 
deren Vorsichtsmaßregeln zurückzulegen wagte. Angst vor 
preußischen Umtrieben war es auch hauptsichlich, was zur 
1) Der König an Senfft 24. Juli 1811: „Vous verrez (aus den 
beiliegenden Depeschen) les besoins énormes de Tarmeée et des fortiflca- 
tions augmentées encore par les idées du Général Haro. Si le pays 
doit fournir ce nombre de travailleurs, la recolte ne se fern pas cette 
année et je ne vois pas le moyen de les entretenir pour Ila solde. 
Vous Vous imaginez bien, combien tout celn doit me poiner. Eo 
orité nous sommes au bout de nos moyens et l'emprunt une fois 
mangé, la machine doit s8·6crouler avec les suites les plus funestes.“ 
2) Corresp. de Nap. XXII, 67. 273.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.