Rlickug nach Wien. Beust in Paris. 808
Hierdurch und durch andere Zufälligkeiten wurden die Sachsen
in acht Theile auseinandergerissen und erst am Zosien fand sich
das Corps in Wien wieder vereinigt. Das Hauptauartier
kam nach Hetzendorf, der König nahm seine Wohnung in dem
kalserlichen Lustschloß „zum Stäckl“ in Schönbrunn. In den
Cantonnements bei Wien gieng man nun vor allem daran,
die Truppen aus der von Linz herbeigezogenen Depotbrigade
zu completieren. Nicht unbeträchtlich war in Folge der über-
standenen Strapazen die Zahl der Kranken. Die Cholera,
welche Ende August unter ihnen auftrat und um derentwillen
ein Theil derselben in die Gegend von Linz und Steyer ver-
legt wurde, kostete, Dank den trefflichen Hospitaleinrichtungen
und der sorgsamen Pflege, der sich selbst die Kronprinzessin
mit Aufopferung unterzog, nur 24 Opfer. Auch aus der
Heimat wurden Lazarethgegenstände und Geld gesandt, Pfleger
und Pflegerinnen eilten herbei, der Militärhilfsverein und der
internationale Verein entwickelten hier wie in den an mehreren
Orten Sachsens errichteten Lazarethen ihre jegensreiche Thätigkeit.
Auf dem Felde von Königgrätz war die Beust'sche Politik
auf eine für Sachsen unsäglich schmerzliche Weise zu nichte ge-
worden. Noch aber gab der unermüdliche Gegner Preußens
sein Spiel nicht ganz verloren. In Begleitung des Königs
in Wien angelangt wohnte er schon am Morgen des 4. Juli
mit Graf Moritz Esterhazy einer Berathung des Kaisers mit
dem Könige bei. Die folgenden Tage verstrichen unter frucht-
losen Waffenstillstandsverhandlungen; am siebenten Tage spät
abends erhielt Beust vom Kaiser den Antrag zur Unterstützung
des Gesandten Metternich nach Paris zu gehen; er nahm an,
besonders auch in der Hoffnung, Napoleons Fürsprache für die
Erhaltung Sachsens, des alten Allü#erten seines Oheims, zu
erreichen. Allein er kam zu spät: Biemarck hatte sich bereits
mit Napoleon auseinandergesetzt und vergeblich suchte Beust
den durch die Ereignisse in seinen Berechnungen gänzlich ver-
störten Kaiser zu einer militärischen Demonstration gegen den
Rhein und die Nordseeküste zu bewegen 1). Es war der letzte
1) Ebeling II, 367.