808 Sachsen unter König Johann. Demsche Verhültnisse.
dessen Betheiligung rundweg abgelehnt. Hieraus erlennend, daß
seine Zeit um sei, bat Beust um seine Entlassung, die ihm
der König, „da die Verhältnisse ein Opfer seiner persönlichen
Wünsche und Gefühle zum Besten des Landes erheischten“, am
16. August gewährte. Statt seiner wurden Minister v. Friesen
und der bisherige Gesandte in Berlin, Graf Hofenthal ½), zu
Bevollmächtigten bei den Friedensunterhandlungen ernanmt, für
die militärischen Fragen ihnen Generalmajor v. Fabrice bei-
gegeben. Preußen war durch Geheimrath v. Savigny und
den Unterstaatssecretär v. Thile vertreten. Zugleich erklärte
König Johann seinen Ministern, er setze voraus, daß sie, soweit
es in ihren Kräften stehe und in ihrem Amte liege, und in der
Hoffnung, daß ein entsprechendes Bündniß mit Preußen zu
Stande kommen werde, auf ein ehrliches und freundliches Zu-
sammengehen mit dieser Macht Bedacht nehmen würden.
Allein der Abschluß des Friedens verzsgerte sich länger, als
nach diesen Einleitungen irgend wer vermuthet hatte. Der
König und die Armee blieben in der Fremde, die Preußen im
Lande, die Befestigung Dresdens wurde vervollständigt, General
v. Tümpling, v. Schacks Nachfolger, ließ sogar die in der
Heimat betroffenen Beurlaubten der sächsischen Armee ver-
haften. Diese Verzögerung, deren Grund man allgemein in
einer Unnachgibigkeit auf sächsischer Seite suchte, der ganze
unleidliche Zustand mit seinen materiellen Nachtheilen steigerten
die Ungeduld der Bevölkerung aufs Höchste und gaben bedenk-
lichen Stimmungen Nahrung. Die nationalliberale Partei sprach
sich auf einer Landesversammlung zu Leipzig wenn nicht für
Annexion, da nach ihrem eigenen Geständniß die große Mehr-
heit des Volkes dieser entgegen sei,, doch wenigstens für Über-
1) Letzterer war schon am 29. Juli telegraphisch nach Schönbrum
berusen worden um die Instructionen für die Berhandlungen entgegen-
Umehmen, mußte sich aber unterwegs auf dem Bahnhof Weiden und auf
der Weiterfahrt von bairischen Militärs als angeblicher Spion sehr un-
sanst behandeln lassen, bis sich in Regensburg bas Mißverständuiß auf-
llͤrte.