76 Könlg Friedrich August I. 1806—1813.
ihres Eintreffens ungewiß war, blieb der ganze Hof die Nacht
über auf den Beinen, und nur mit vieler Mühe ließ sich der
König überreden, sich einige Ruhe zu gönnen. Erst früh
5 Uhr traf das Kaiserpaar ein und trat, nachdem es eine
Bergparade und Illumination in Augenschein genommen, den-
selben Abend die Weiterreise nach Dresden an, wo es, gefolgt
von einem glänzenden Hofstaat, mit dem üblichen Pomp seinen
Einzug hielt und im königlichen Schlosse Wohnung nahm. Am
folgenden Tage wegen ihrer glücklichen Ankunft Te Deum in
allen Kirchen; Abends strahlte die schöne Elbstadt in feenhafter
Beleuchtung, die sich am 19ten wiederholte; die Illumination
der Elbbrücken übertraf alles, was man je in der einst durch
derartige Schauspiele verwöhnten Residenz gesehen hatte. Hinter
dem Kaiser kamen der Großherzog von Würzburg und die
Königin von Westfalen mit goldstrotzendem Gefolge, die Herzöge
von Weimar, Koburg, Anhalt-Dessau und Mecklenburg. Auch
der Kaiser und die Kaiserin von Osterreich waren der Ein-
ladung ihrer Eidams gefolgt; es war ein außerordentlicher
Zusammenfluß von Fürsten, Großoffizieren und Staatsmännern,
äußerlich betrachtet der Höhepunkt in Napoleons glanzvollem
Leben. Nicht als Gast des Königs von Sachsen sondern als
Wirth, wie im eigenen Hause, trat der König der Könige auf;
doch nur die gekrönten Häupter, die kaiserlichen und königlichen
Familien wurden eines Platzes an der kaiserlichen Tafel ge-
würdigt; den Abend pflegte die zutrittsfähige Gesellschaft in
den Gemächern des Kaisers zu verbringen. Gegen die deutschen
Souveraine war sein Benehmen artig aber gebieterisch, für den
König von Sachsen herzlich und freundschaftlich, jede erdenkliche
Aufmerksamkeit widmete er seinen Schwiegereltern und war
sehr ungehalten, daß bei der Festvorstellung im Theater die
ihnen dargebrachten Huldigungen hinter dem ihm selbst gestreuten
Weihrauch ganz verschwanden 1). Für den König von Sachsen
waren es Tage peinlicher Unruhe, vollends da sich Marcolini
1) Bei der Aufführung von Paers Sargino trug der Sonnentempel
die Aufschrift: „Di lui men grande e men chiaro il sole.“