Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 81 
der Ostsee bis an den Bug reichenden Heeresfronte operieren 
sollte. Freilich litt es weder der französische Stolz noch Na- 
poleons System anders, als daß ein franzssischer General sie 
commandiere. Reynier, den Sachsen schon von 1809 her be- 
kannt, erbielt auch jetzt wieder den Oberbefehl über dieselben; 
doch wie damals, so verstand es der zwar rechtliche und menschen- 
freundliche, aber strenge und verschlossene, des Deutschen un- 
kundige Heerführer, der wie „das stumme Schicksal“ daher- 
schritt, auch jetzt nicht, sich die Anhänglichkeit der Truppen zu 
erwerben; sein geringschätziges Wesen verletzte die sächsischen 
Generale, die vom König Lecog übertragene Oberaufsicht über 
das ganze Corps schob er kurzer Hand bei Seite; aber sie 
ehrten in ihm den tüchtigen Feldherrn und faßten bald Ver- 
trauen zu seiner Führung. Auf die Zeit seines Oberbefehls 
trat er gewissermaßen in die Dienste des Königs von Sachsen, 
nämlich insofern ihm dieser einen Gehalt von monatlich 
1000 Thalern zahlen mußte. 
Am 26. März brach das Corps von Guben auf, gieng 
bei Neusalza über die Oder und erreichte am 8. und 9. April 
theils über Fraustadt, theils über Kargewo durch das Posensche 
Kalisch, wo es einige Tage rastete. Aber bereits hier wurde 
das sächsische Corps auseinander gerissen. Der Kaiser hatte 
die Bildung von vier großen Reiterreservecorps unter dem 
Oberbefehl des Königs von Neapel angeordnet. Nachdem in 
Folge davon bereits in Karga das Regiment Prinz Albert 
vom 7. Armeccorps getrennt und bis auf eine Schwadron, 
die zu den sogenannten Truppen des Hauptquartiers kam, der 
zum 3. Reitercorps Grouchy gehörigen Brigade Domanget 
zugetheilt worden war, mußte Reynier jetzt weiter noch außer 
der reitenden Batterie v. Hiller die beiden übrigen Regimenter 
der Brigade Thielmann abgeben, welche nebst dem polnischen 
Regiment Malachowski eine Brigade der Division Lorge im 
4. Reitercorps Latour-Maubourg bei der großen Armee zu 
bilden bestimmt war. Diese Maßregel, welche das 7. Armee- 
corps auf 19313 Mann verminderte und es, was von besonderem 
Belang, einem gerade an Reiterei überlegenen deinde gegenüber 
öletbe, Te#er# Geschichte Sochsens.
	        
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