Russischer Feldzug von 1812. 83
französischer Willkür brachte im Verpflegungswesen eine voll-
ständige Verwirrung hervor, so daß Mitte Mai mehr aus
Mangel als aus kriegerischer Nothwendigkeit die Kavalerie
und die reitende Batterie in eine Stellung auf dem rechten
Weichselufer an der Wieprz verlegt wurde, in der sie die
Verbindung rechts mit der Festung Zamosc, links mit den
Westfalen erhielt und die Bewegungen Bagrations jenseits des
Bug beobachten sollte. Da jedoch dieser, unaufgehalten durch
die Demonstrationen gegen seinen rechten Flügel, Miene machte
in das Herzogthum einzudringen, so setzte sich Reynier gegen
Warschau in Bewegung und zog sein Corps, nachdem ihn die
endliche Ankunft der Osterreicher unter Schwarzenberg bei Lublin
wegen seiner rechten Flanke beruhigt hatte, jenseits der Weichsel
msammen, während die Vorhut die Straße nach Brzesc im
Auge behielt. Da die große Armee am 24. Juni bei Kowno
und Olitta den Niemen überschritten hatte, so stand das
7. Corps schon bedeutend hinter derselben zurück. Um also“
wieder in nähere Verbindung mit ihr zu kommen, rückte
Reynier nordwärts über den Bug bis Zambrow.
Die Sachsen waren nach des Kaisers Absicht bestimmt, bei
der großen Umgehung Bagrations mitzuwirken, von der er sich
eine entscheidende Wendung des ganzen Feldzugs versprach.
Allein das Ungeschick Jeröme's, der zwischen Nowogrodek
und Nijeswish unthätig stehen blieb, alle Fühlung mit dem
Feinde verlor und denselben auf diese Weise entschlüpfen ließ,
vereitelte den ganzen Plan. Die Sachsen hatte er viel näher,
als er sollte, an die Hauptcolonne herangezogen, mit welcher
sie parallel über Bialystock bis Slonim vorgiengen, ein Marsch,
der bei glühender Sonnenhitze zurückgelegt unter Mannschaften
und Pferden bösartige Erkrankungen hervorrief. Als ob er
nicht wisse, was mit ihnen anfangen, ermlldete er sie bald
durch zweckloses Hin= und Hermarschieren, bald durch nicht
minder anstrengende und ebenso zwecklose Musterungen. Ver-
druß und Erkältung bei einer derselben zog dem General-
leutnant v. Gutschmid eine Krankheit zu, die ihn in Pulawy
binwegraffte, worauf das Commando der 2. Division auf den
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