Russischer Feldzug von 1812. 85
waren. Reynier war mit Schwarzenberg über die Art und
Weise übereingekommen, wie die Osterreicher in ihren Stellungen
auf der Linie des Bug und der Muchawez durch die Sachsen
abgelöst werden sollten. Unglücklicherweise verzögerte sich aber,
um das Kreuzen mit den Österreichern zu vermeiden, der
Aufbruch der Brigade Klengel nebst drei Schwadronen Ulanen
nach Brzesc bis zum 20. Juli, trotzdem verließ die österreichische
Nachhut, zu deren Ablösung sie bestimmt war, ihre Stellungen
schon am 23sten in dem sicheren Wahne, daß die Russen erst
bei Dubno, höchstens bei Kowel stünden, mithin bis zur An-
kunft des ganzen 7. Armeecorps für die allerdings weit vor-
geschobene Brigade Klengel nichts zu fürchten sei.
Aber die Russen standen viel näher als man vermuthete,
am 25. Juli schon bei Dywin, nur sechs Meilen von Kobryn,
und während die sächsische Vorhut unter v. Gablenz bei Janow
ein hitziges Reitergefecht bestand, rückten die russischen Generale
Lambert und Tscherbatoff, jener längs des Bug, dieser von
Ratno über Mokrany mit zusammen mehr als 30000 Mann
gzegen Brzesc an, warfen die Hand voll Ulanen, mit denen
allein Klengel den wichtigen Punkt hatte besetzen können, nach
tapferer Gegenwehr heraus und nöthigten dadurch auch das
auf dem Marsche nach Brzesc befindliche Regiment König zur
Umkehr. So war also Brzesc verloren. Auf die Kunde von
der bedrängten Lage der Brigade Klengel und der ihm selbst
dadurch drohenden Umgehung befahl Reynier am 26sten dem
General, Kobryn „auf jeden Fall“ 1) bis zum 28flen, wo er
bestimmt bei ihm eintreffen würde, -zu behaupten. Gablenz mit
dem größten Theile der Reiterei bei Janow zurücklassend, eilte
er nach dem gefährdeten Punkte und erreichte durch einen
Gewaltmarsch von sechs Meilen an diesem Tage noch Drohyczin,
acht Meilen von Kobryn.
Klengel säumte nicht, sich mit seinen 2000 Mann Infanterie,
316 Ulanen und 8 Regimentskanonen, so gut er konnte, in
1) Vermuthlich nur ein vom Chef des Generalstabs unglücklich ge-
wählter Ausdruck statt „so lange als möglich“. Funck, Erinnerungen,
S. 63.