Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

86 Knig Friedrich Auguß I. 1806—1818. 
Vertheidigungsstand zu setzen. Gegen diese Hand voll Leute 
giengen am Morgen des 27len 12000 Russen mit 22 Kanonen 
zum Angriff vor, während die Hauptmacht derselben in Schlacht- 
ordnung aufmarschiert unthätiger Zuschauer des Kampfes blieb. 
Noch wäre es Klengel möglich gewesen, sich der drohenden 
Einschließung entweder auf der Straße nach Antopol oder nach 
Prushany zu entziehen, wie denn noch an diesem Morgen auf 
letzterer das ganze Fuhrwesen der Brigade glücklich durchkam, 
aber allzu ängstlich sich an den Wortlaut des erhaltenen Be- 
fehles bindend, ließ er sich ruhig von allen Seiten umzingeln. 
So blieb den Sachsen, da verspätete Versuche durchzubrechen 
mit Uebermacht zurückgewiesen wurden, nichts übrig, als die 
Ausgänge der Stadt so lange wie möglich zu vertheidigen. 
Mit der größten Standhaftigkeit wehrte das eingeschlossene 
Häuflein lange das Eindringen des Feindes ab, bis deren 
wachsende Anzahl, die Gluth der von den Kosaken in Brand 
gesteckten Vorstädte und der eintretende Mangel an Munition 
es zwang, sich gegen den Markt und auf eine innerhalb der 
Stadt befindliche alte Schanze zurückzuziehen; durch neunstün- 
digen hoffnungslosen Kampf erschöpft, mußten sie sich endlich 
mit den Waffen in der Hand ergeben. Tormassow ehrte den 
Heldenmuth der Ueberwundenen durch die achtungsvollste Be- 
b#ndlung der Gefangenen, die nach Kiew transportiert wurden. 
Der unglückliche Tag kostete den Sachsen 108 Todte, 13 Offi= 
ziere und 165 Mann an Verwundeten. 
Morgens fünf Uhr war Reynier von Drohyczin aufge- 
brochen um Klengel zu Hilfe zu eilen , dessen Gefahr der 
berüberschallende Kanonendonner verkündete; durch einen zweiten 
Gewaltmarsch in Sonnengluth und ohne Lebensmittel erreichte 
das Corps zum uUmsinken ermüdet nachmittags drei Uhr 
Horodetz dort aber fand eine Recognoscierung alle Verbindung 
mit dem noch zwei Meilen entfernten Kobryn abgeschnitten. 
Da schwieg der Kanonendonner vor ihnen, das Verhängniß 
ihrer Waffenbrüder verkündend. Vor sich den durch den Ver- 
lust von Kobryn gesperrten Engpaß, hinter sich Sümpfe und 
die Stadt Pinsk in Feindeshand, schlug Reynier in der folzen-
	        
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