Russischer Feldzug von 1812. 87
den Nacht den einzigen noch übrigen Ausweg, einen schmalen,
zwischen Sümpfen nordwärts auf die Straße nach Slonim
führenden Damm, ein und kam, ohne von Tormassow behelligt
zu werden, mit Ausnahme eines Recognoscierungsdet
das dem Feinde in die Hand fiel, glücklich binüber. Aufs
äußerste erschspft, abgerissen und am Nöthigsten Mangel leidend,
erreichte das Corps am 30. Juli Slonim.
Die Gefangennahme der Brigade Klengel, bei der Schwäche
des 7. Corps schon an sich ein harter Verlust, wurde noch
empfindlicher durch den Schrecken, den sie im Herzogthum
hervorbrachte. de Pradt beschwor Reynier, zum Schutze der
Stadt Warschau herbeizueilen. Allein dieser erkannte sehr
richtig, daß seine Aufgabe wo ganz anders licge, daß es jetzt
vor allem darauf ankomme, Rücken und Flanke der großen
Armee gegen Tormassow zu schützen, und daß dies durch kein
Mittel besser zu erreichen sei, als vurch eine kräftige Offensive.
Er erließ daher an Schwarzenberg, der sich auf dem Marsch
zur großen Armee befand, die dringende Aufforderung, schleu-
nigst umzukehren und sich mit ihm vereinigt dem Feinde ent-
gegenzuverfen. Da Reynier noch 11000, Schwarzenberg
25000 Mann zählte, so waren sie dann demselben vollkommen
gewachsen. Schwarzenberg begriff die Gefahr; er machte auf
der Stelle rechtsumkehrt, stieß bei Slonim zu Reynier und
übernahm nunmehr, da der Kaiser sein Verfahren billigte,
den Oberbefehl, um mit vereinten Kräften den Versuch zu
wiederholen, zu dem Reynier allein zu schwach gewesen war.
Schon am 3. August rückten demnach die Sachsen, rechter
Hand von den Osterreichern, wieder in der Richtung auf
Prushany vor. Es war hohe Zeit, denn bereits streiften
russische Abtheilungen bis Bialystock um die Verbindung
zwischen der großen Armee und dem Herzogthum Warschau
zu unterbrechen. Bei Wielkawies mußte jedoch Reynier zwei
Tage lang auf die langsam folgenden Osterreicher warten, da
die Kosaken schon sich in den Zwischenraum zu schieben anfingen.
Um daher den Zusammenhang mit den Osterreichern zu sichern
warf er am 10. August den General Lambert, der ihm