Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 87 
den Nacht den einzigen noch übrigen Ausweg, einen schmalen, 
zwischen Sümpfen nordwärts auf die Straße nach Slonim 
führenden Damm, ein und kam, ohne von Tormassow behelligt 
zu werden, mit Ausnahme eines Recognoscierungsdet 
das dem Feinde in die Hand fiel, glücklich binüber. Aufs 
äußerste erschspft, abgerissen und am Nöthigsten Mangel leidend, 
erreichte das Corps am 30. Juli Slonim. 
Die Gefangennahme der Brigade Klengel, bei der Schwäche 
des 7. Corps schon an sich ein harter Verlust, wurde noch 
empfindlicher durch den Schrecken, den sie im Herzogthum 
hervorbrachte. de Pradt beschwor Reynier, zum Schutze der 
Stadt Warschau herbeizueilen. Allein dieser erkannte sehr 
richtig, daß seine Aufgabe wo ganz anders licge, daß es jetzt 
vor allem darauf ankomme, Rücken und Flanke der großen 
Armee gegen Tormassow zu schützen, und daß dies durch kein 
Mittel besser zu erreichen sei, als vurch eine kräftige Offensive. 
Er erließ daher an Schwarzenberg, der sich auf dem Marsch 
zur großen Armee befand, die dringende Aufforderung, schleu- 
nigst umzukehren und sich mit ihm vereinigt dem Feinde ent- 
gegenzuverfen. Da Reynier noch 11000, Schwarzenberg 
25000 Mann zählte, so waren sie dann demselben vollkommen 
gewachsen. Schwarzenberg begriff die Gefahr; er machte auf 
der Stelle rechtsumkehrt, stieß bei Slonim zu Reynier und 
übernahm nunmehr, da der Kaiser sein Verfahren billigte, 
den Oberbefehl, um mit vereinten Kräften den Versuch zu 
wiederholen, zu dem Reynier allein zu schwach gewesen war. 
Schon am 3. August rückten demnach die Sachsen, rechter 
Hand von den Osterreichern, wieder in der Richtung auf 
Prushany vor. Es war hohe Zeit, denn bereits streiften 
russische Abtheilungen bis Bialystock um die Verbindung 
zwischen der großen Armee und dem Herzogthum Warschau 
zu unterbrechen. Bei Wielkawies mußte jedoch Reynier zwei 
Tage lang auf die langsam folgenden Osterreicher warten, da 
die Kosaken schon sich in den Zwischenraum zu schieben anfingen. 
Um daher den Zusammenhang mit den Osterreichern zu sichern 
warf er am 10. August den General Lambert, der ihm
	        
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