Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Dritter Band: Neuere Geschichte Sachsens von 1806-1866. (3)

Russischer Feldzug von 1812. 89 
ein Meer von Morast verwandelte, hinderte, die errungenen 
Vortheile weiter zu verfolgen; zwanzig Tage, vom 29. August 
an, blieben sie am Styr unthätig stehen; aber es war doch ein 
nicht zu unterschätzender Erfolg, daß dem Feinde jede Unter- 
nehmung im Rücken der großen Armee verwehrt worden war. 
Tormassows Unthätigkeit hatte ihren Grund in der Ab- 
sicht, vor allem Weiteren die Ankunft der durch den Frieden 
mit der Pforte verfügbar gewordenen Moldauarmee unter 
Tschitschagoff abzuwarten. Kaum war dieser am Styr ein- 
getroffen, als die Russen, nun den Verbündeten mehr als 
doppelt überlegen, die Wiederaufnahme der Offensive 21. Sep- 
tember durch den Ueberfall einer österreichischen Abtheilung 
ankündigten, so daß Schwarzenberg, um nicht bei längerem 
Verweilen von der Seite des Bug her umgangen, in die 
Moräste geworfen und von der Verbindung mit der großen 
Armee gänzlich abgeschnitten zu werden, am 24. September 
den Rückzug antrat, welcher, obgleich mehrmals von überlegenen 
Srreitkräften bedrängt, ohne erheblichen Verlust ausgeführt 
wurde. Von nun an entwickelte sich in vollem Maße Reyniers 
vorzügliche Feldherrngabe in der Beharrlichkeit, mit ver er 
unter den schwierigsten Umständen der großen Armee von dieser 
Seite den Rückzug offen zu halten und die Vereinigung der 
feindlichen Streitkräfte diesseits des Dnieper möglichst lange zu 
rerhindern wußte. Unterhalb Opalin gelangte das Corps 
glücklich über den Bug, verfolgte denselben abwärts, gieng aber 
4. October plötzlich wieder bei Terespol auf das rechte Ufer, 
um in dem Winkel zwischen Muhawicz und Bug eine feste 
Stellung zu nehmen, die sich aber doch auf die Dauer nicht 
behaupten ließ. Es blieb den beiden Heerführern nichts übrig, 
als vorläufig das Herzogthum preiszugeben; durch einen Nacht- 
marsch entzogen sie sich 10. October dem Angriff und gelangten 
unentdeckt hinter die Lesna, und als die Russen am 11ten den 
Übergang über dieses Wasser bei Kliniki zu erzwingen suchten, 
wurden sie von den Sachsen blutig zurückgewiesen 1). 
1) Dieselben verloren dabei den Oberstleutnant v. Egidy und den 
Major v. Megsch.
	        
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