Russischer Feldzug von 1812. 89
ein Meer von Morast verwandelte, hinderte, die errungenen
Vortheile weiter zu verfolgen; zwanzig Tage, vom 29. August
an, blieben sie am Styr unthätig stehen; aber es war doch ein
nicht zu unterschätzender Erfolg, daß dem Feinde jede Unter-
nehmung im Rücken der großen Armee verwehrt worden war.
Tormassows Unthätigkeit hatte ihren Grund in der Ab-
sicht, vor allem Weiteren die Ankunft der durch den Frieden
mit der Pforte verfügbar gewordenen Moldauarmee unter
Tschitschagoff abzuwarten. Kaum war dieser am Styr ein-
getroffen, als die Russen, nun den Verbündeten mehr als
doppelt überlegen, die Wiederaufnahme der Offensive 21. Sep-
tember durch den Ueberfall einer österreichischen Abtheilung
ankündigten, so daß Schwarzenberg, um nicht bei längerem
Verweilen von der Seite des Bug her umgangen, in die
Moräste geworfen und von der Verbindung mit der großen
Armee gänzlich abgeschnitten zu werden, am 24. September
den Rückzug antrat, welcher, obgleich mehrmals von überlegenen
Srreitkräften bedrängt, ohne erheblichen Verlust ausgeführt
wurde. Von nun an entwickelte sich in vollem Maße Reyniers
vorzügliche Feldherrngabe in der Beharrlichkeit, mit ver er
unter den schwierigsten Umständen der großen Armee von dieser
Seite den Rückzug offen zu halten und die Vereinigung der
feindlichen Streitkräfte diesseits des Dnieper möglichst lange zu
rerhindern wußte. Unterhalb Opalin gelangte das Corps
glücklich über den Bug, verfolgte denselben abwärts, gieng aber
4. October plötzlich wieder bei Terespol auf das rechte Ufer,
um in dem Winkel zwischen Muhawicz und Bug eine feste
Stellung zu nehmen, die sich aber doch auf die Dauer nicht
behaupten ließ. Es blieb den beiden Heerführern nichts übrig,
als vorläufig das Herzogthum preiszugeben; durch einen Nacht-
marsch entzogen sie sich 10. October dem Angriff und gelangten
unentdeckt hinter die Lesna, und als die Russen am 11ten den
Übergang über dieses Wasser bei Kliniki zu erzwingen suchten,
wurden sie von den Sachsen blutig zurückgewiesen 1).
1) Dieselben verloren dabei den Oberstleutnant v. Egidy und den
Major v. Megsch.