Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1103 
92 Thimo von Wettin. 
Doch gelang es Diesem nicht, in den Besitz der ganzen Mark 
zu kommen. Nach Ekberts letztem Treubruch gab der König 
seine Mark unserm Heinrich, der sich auch gegen Ekbert darin 
behauptete. Die Lausitz war ihm schon früher nach Erbrecht 
zugesprochen worden. Um sich auch in dem bis dahin so oft 
angefochtenen Besitz der Mark Meißen zu befestigen, griff er 
zu dem in jener Zeit des schwankenden Rechtes so oft mit 
Erfolg angewandten Mittel, durch Knüpfung“" eines verwandt- 
schaftlichen Bandes mit dem Geschlechte seines Vorgängers auch 
das Band mit dem Lande selbst enger zu zlehen: er heiratete 
Ekberts II. Schwester, die vor ihm schon zweimal, mit Graf 
Dietrich von Katlenburg, dann mit Heinrich dem Fetten von 
Nordheim, vermählt gewesen war und von Letzterem die nach- 
herige Kaiserin Richenza, Lothars II. Gemahlin, als Tochter 
hatte. Durch diese Heirat erwarb er nicht nur die Allode 
des braunschweigischen Hauses, sondern Gertrud wurde fortan 
theils durch ihre höchst einflußreichen Familienverbindungen, theils 
durch ihre mehr als weibliche Energie die eigentliche Stütze des 
eilenburgischen Hauses, das ohne sie jedenfalls schon mit Hein- 
richs I. Tode 1103 wieder aus dem Besitze der Mark ver- 
drängt worden sein würde, denn Dieser erlebte nicht mehr die 
Geburt seines Sohnes Heinrich. 
. Damals lebte noch des Markgrafen Dedo Bruder, der alte 
Graf Thimo (früher am kaiserlichen Hofe, wohin ihn seine 
Mutter, Frau Mechtild, wegen eines Mordes in früher Jugend 
gebracht, hoch angesehen und magister et praefectus totius 
imperialis curiae genannt), auf der Stammburg Wettin 1) durch 
Iva Schwiegersohn Ottos von Nordheim. Er ist wahrschein- 
lich, der Thimo de Kisteritz ?), der dem Bisthum Naumburg 
diesen Ort nebst mehren anderen Besitzungen schenkt, später 
1) Eine eivitas Witin in pago Nudzici wird schon in einer Urkunde 
Ottos des Großen von 944 erwähnt. Sagittarius, Antiquit. Magdeb., 
8 74. 
2) Die Hauptstelle über Thimo ist das den altzellischen Jahrbb. 
(Mencken II, 380) einverleibte Fragment der Chronica Merseburgensis 
aulae episcopalis, Vgl. E. Weiße, Gesch. der chursächs. Staaten, 
(1802—10), DL 56ff.
	        
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