Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1038 
1048 
120 Sächsische Pfalzgrafen. 
des Reichsoberhauptes das höchste Recht und die Aufsicht über 
den Fiscus hatten) deutlicher an das Licht der Geschichte. Ur- 
sprünglich mochten sie ihr Amt wohl nur auf Zeit und wech- 
selnd verwalten. Pfalzen waren außer Merseburg, von wo 
die Pfalz, viellelcht nachdem die dortigen: Bischöfe das dazu 
Gehörige an sich gebracht hatten, nach Lauchstädt verlegt wurde, 
noch das thüringische Allstädt, Wallhausen und die sächsischen 
Pfalzstädte Grona und Werla. #In diesen hlelten die Pfalz- 
grafen ihre Pfalzgerichte. Doch scheinen auch die königlichen 
Schlösser und Güter zu Magdeburg, Doruburg, Arnstadt und 
Sulza ihrer Aufsicht mit anvertraut gewesen zu sein. Diese 
Verwalter der königlichen Pfalzen waren so alt, als diese selbst, 
aber die frühere Geschichte derselben ist bis auf wenige Namen 
eines Berno oder Adalbero 973, des genannten Burchard, 
Siegfried 1037, im Dunkeln. Wer der 995 gestorbene Pfalz- 
graf Thiedrich, den Bischof Thietmar nennt, gewesen, ist zweifel- 
haft. Burchard aber und sein Nachfolger Slegfried sind durch 
Chronisten und Urkunden als Pfalzgrafen erwiesen; mit dem 
letzteren, einem Bruder des Bischofs Bruno von Minden, starb 
1038 das merseburger Grafenhaus aus. Diese Pfalzgrafen behiel- 
ten in der Regel ihren früheren Grafentitel bei und nannten sich 
nach dem Stammsit ihrer Familie oder nach ihrem Hauptallode. 
Die bestimmte Bezeichnung „Pfalzgraf von Sachsen“ wird erst 
gebräuchlich, als nicht mehr ein Graf innerhalb Sachsens die 
Reichsgüter und die Reichsgerichtsbarkeit verwaltete, sondern 
ein mächtigerer Landesherr außerhalb der Provinz, wie die 
Landgrafen von Thüringen, später die Markgrafen von Meißen 
und endlich die Herzöge von Sachsen, diese Würde seinem 
Fürstentitel beisetzte. Der erste Pfalzgraf, welcher für ganz 
Sachsen ernannt wurde, scheint Graf Dedo von Goseck gewesen 
zu sein, der jüngere Bruder des Erzbischofs Adalbert von Bre- 
men, der Stifter des Klosters Goseck unweit Naumburg, der 
diesem mehre zur eingegangenen Grafschaft Merseburg gehörige 
Orte, wie Lauchstädt, Gerbstädt u. s. w. schenkt, 1048 aber 
die sonst Ekkihard II. von Meißen gehörige Herrschaft Weißen- 
fels mit dem Schloß vom Kaiser als eröffnetes Lehen erhält; 
seine Verdieuste um den Kaiser auf dem Feldzuge nach Ungarn
	        
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