Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1009 
1056 
1133 
1142 
1140 
1107 
126 Die Nordmark. 
der Mörder Dedos des Wettiners (1009), hatten sie verwaltet, 
dann die Grafen Bernhard I. und II. und Wilhelm, der den 
Luitizern 1056 erlag, dann die Udonen und Heinriche aus dem 
Hause Stade und die Grafen von Plötzke. Als aus diesem 
letzten Hause Markgraf Konrad 1133 in Italien blieb, über- 
gab Lothar die erledigte Mark Albrecht dem Bären, der sich 
nun marchio aquilonalis nannte. In dem Herzogthum Sach- 
sen zwar vermochte er sich gegen die Welfen nicht zu. behaupten; 
dafür erwarb er aber 1142 von dem Wendenfürsten Pribislav 
(Heinrich) das brandenburger Slavenland, und so ging die alte 
Nordmark, die bisher ihren Sitz zu Salzwedel hatte, in die 
nachherige Altmark über, und die Mark Brandenburg wurde 
für sie, was die Niederlausitz später für die Ostmark, das den 
Namen gebende Hauptland. Unterdessen waren durch den kinder- 
losen Tod seines Vetters, des Pfalzgrafen Wilhelm, auch die 
thüringischen Besitzungen, Weimar, Gleichen, Mühlberg, Orla- 
münde, Lobeda, 1140 an Albrecht zurückgefallen, so daß er in der 
That den reichsten Fürsten seiner Zeit sich gleichstellen konnte 1). 
So schließt sich mit der ersten Hälfte des 12. Jahrhun- 
derts die Unterwerfung der Sorben und benachbarten Slaven 
ab. An vereinzelten Aufstandsversuchen, Raubzügen und Rück- 
fällen ins Heidenthum fehlte es zwar auch jetzt noch nicht, doch 
konnten diese an dem allgemeinen Resultate nichts mehr ändern. 
Auf derartige Vorgänge in den Grenzländern bezieht sich die 
entsetzliche Schilderung, welche Erzbischof Adelgot von Magde- 
burg, seine Suffraganen und die weltlichen Herren Ostsachsens 
im Jahr 1107 oder 1108 von den schrecklichen Einfällen und 
dem Wüthen der Slaven gegen die Christen in einem Noth- 
schreiben an die nordwestdeutschen Fürsten machen. Menschen 
schinden, ihre Gesichtshaut als Larven brauchen, laugsames 
Kreuzigen und Abschneiden der Glieder, Leibaufschneiden, Opfern 
der Christen für ihren Gott Pripegala (Priapus), Verspottung 
des Christengottes wird ihnen Schuld gegeben) ). Am zuver- 
lässigsten und am frühesten gehorchten die Lausitzer. 
1) Vgl. G. A. H. Stenzels Handbuch der anhalt. Geschichte 
(1820), S. 12—29, und v. Heinemann, Albrecht der Bär (1864). 
2) Cod. dipl. Sar. II, 1. No. 40.
	        
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