Marlgraf Kourad von Meißen. 129
nische Hoffnungen abgeschnitten waren, und vor Allem der
Geistlichkeit eutgegen. Viel kam freilich immer noch auf den
Fürsten an.
Konrad, Thimos und der nordheimischen Ida Sohn und
Dedos Bruder, ist einer jener Fürsten, die durch das Glück
der Umstände und durch geschickte Nachhilfe der Gewalt von
aufangs geringer Macht sich bald zu hohem Ansehn und Länder-
besitze emporzuheben wissen, wofür nachher — denn Glück und
Macht überheben gemeiner Würdigung — die Zeitgenossen die
Beinamen der Frommen, Neichen, Großen zu spenden pflegten.
Aber trotzdem sind wir bei der Dürftigkeit unserer Quellen
über die Persönlichkeit wie über die Schicksale dieses für unser
Land so bedentenden Fürsten, der hier für die spätere Stellung
seines Geschlechtes den Grund legte, doch so ungenügend unter-
richtet, daß seine Gestalt uns nur in schwachen und unsicheren Um-
rissen entgegentritt.
Zu der alten Stammbesitzung Wettin, einer sogenannten
Grasschaft (weil von diesem Burgwart und Herrenschlosse sich
eine Reihe Männer mit Grafenämtern naunte) von zwei bis
vier Onadratmeilen Umfang 1), war die Burgwart Zörbig,
war die Grafschaft Eilenburg sowie die über den Sinsiligau,
war die Grafschaft Brene mit Kamburg, waren thüringische,
nordheimische und braunschweigische Güter hinzuerworben wor-
den. Mit Heinrich dem jüngern von Eilenburg und Besitzer
der Stadt Leipzig giug die ältere markgräfliche Linie des Hau-
ses 1123 ab, und dem gefangenen Konrad, ohnehin Präten-
denten der meißner Mark, brachte der Tod seines kinderlosen
Vetters nicht nur seine Freiheit, sondern mit seinem Bruder
Dedo zusammen die Allodialerbschaft und für sich die Mark
Moißen mit Hilfe seines Vetters Lothar ein. Diese erstreckte sich
damals von Wurzen bis an die Elbe bei Mühlberg und jen-
1) In einer Urkunde 1156 bei Schöttgen (Leben Kourads, S. 327)
heißt Witin noch burchwardum. Der Name Grasschaft kam von dem
Range und Titel der Besitzer. Schöttgen (S. 100) läßt ihre größte
Länge zwei, die Breite vier Meilen sein, mischt aber auch Eilenburg
hinein, was spätere Erwerbung war. Ganz anders Zollmann auf
seiner Karte.
Böttiger, Geschichte Sachsen#s, 2. Aufl. I. 9
1123