Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1175 
1185 
184 Markgraf Otto der Reiche. 
langte zeitig die Erfahrung, daß Geldmacht auch eine Macht 
und keine der geringsten sei. Auf diese große Entdeckung führte 
wahrscheinlich eine fromme Stiftung Ottos oder seiner Ge- 
mahlin Hedwig, Albrechts des brandenburger Markgrafen 
Tochter, veranlaßt durch deren Eifersucht auf das reiche, 
aber durch das Seniorat ihren Söhnen entzogene peters- 
berger Stift. 
Auf Hedwigs Betrieb legte Markgraf Otto das zum neuen 
Erbbegräbniß des Hauses bestimmte Cistercienserkloster Alten- 
celle 1) bei Nossen an der freiberger Mulde an, das älteste Kloster 
im Lande Meißen, 1162 begonnen, 1175 eröffnet, besetzte es 
mit Mönchen aus Pforta, begabte es unter kaiserlicher Geneh- 
migung mit 800 Hufen des Miriquidiwaldes ?) und erwarb ihm 
große Vorrechte, daß bloß die jedesmaligen Markgrafen Meißens 
Vögte sein, die Abte allein die vollen Rechte über das Kloster- 
eigen haben sollten. Später kamen noch Zoll= und Geleits- 
Freiheit, das Recht Reichslehen ohne des Kaisers Genehmigung 
zu erwerben hinzu, und gewiß hätte sich so mit der Zeit der 
Abt den reichsunmittelbaren Fürsten gleichstellen können, wenn 
das strengere Laudsassiat der Mark nicht obgewaltet und ihn 
zum Besuche der meißner Landtage genöthigt hätte. 
Es ist sehr wahrscheinlich, daß man bei der Urbarmachung 
und Ausrodung des klösterlichen Grund und Bodens auf den 
Reichthum edler Metalle aufmerksam wurde, und daß die Nach- 
richt von diesem Funde Bergleute aus den Harzgegenden herbei- 
zog, wo Silberbergbau schon seit früher Zeit getrieben wurde s). 
In seinem Schenkungsbriefe vom 2. August 1185 nimmt der 
Markgraf die drei wahrscheinlich erst durch die Ausrottung des 
Waldes entstandenen Dörfer Christiansdorf, Tuttendorf und 
1) E. Beyer, Das Cistercienser-Stift und Kloster Alt-Zelle (1855). 
2) Der Name kommt bei Thietmar vor (VI, 8), aber in keiner 
Urkunde. Die kaiserliche Bestätigung ist aus Lodi datirt, 26. Febr. 1162. 
3) Die Sage von der ersten Auffindung des freiberger Silbers durch 
goslarer Salzfuhrlente widerlegt sich schon dadurch, daß damals die 
Straße nach Böhmen viel weiter westlich ÜUber das Gebirge führte; ihre 
später des Zolles wegen geschehene Verlegung nach Freiberg erklärt aber 
auch zugleich die Eutsiehung der Sage. Vergl. Benseler, Gesch. Frei- 
bergs und seines Bergbaus (1846) I, 23 ff., auch für das Folgende.
	        
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