Kunst und Wissenschaft. 153
von Sommerschenburg und die Söhne Ludwigs des Eisernen
von Thüringen. Von Pfalzgraf Friedrich von Goseck rühmte
man es, daß er zu Fulda habe schreiben und lesen lernen (sel-
tene Künste für einen Weltlichen, selbst für Fürsten, die daher
der Geistlichen als Protonotare und Kanzler gar nicht ent-
behren konnten) und daß er um 1055 eine Anzahl Codices,
die Moralien, das Buch Hiob, ein Passionale u. s. w. auf
Eseln habe bringen lassen. Die erste Bibliothek des jetzt so
bücherreichen Sachsens war zu Merseburg von Wigbert 1007
angelegt. Im 12. Jahrhundert soll mit Sammlung der
meißner Stiftsbibliothek der Anfang gemacht worden sein; im
13ten (1205) entstand mit dem Kloster St. Afra die Schule
gleiches Namens. Ein Scholasticus und ein Cantor unter den
Domherren standen dem Unterrichte der Dom= und Stifts-Schulen
vor, und von der Gelehrsamkeit eines solchen Mannes hing
die Frequenz der Schule ab; einen wesentlichen Theil des Un-
terrichts bildete jedoch die Vorbereitung der Knaben für den
Kirchendienst. Nach und nach entstanden auch bei den andern
Stiftern und Klöstern solche Schulen. Die Mönche pflegten
Codices künstlich zu copiren, oder Nekrologien, Chartularien,
Missalen, Kalender, Legenden, Chroniken, Martyrologien oft
wegen Kostbarkeit des Pergaments (daher auch die Abbrevia-
turen) auf abgeschabte ältere Bücher (codices rescripti, Un-
schätzbares ging so verloren!) zusammenzuschreiben und den
Klöstern, mit denen sie in Verbindung standen, wechselseitig zu-
zuschicken. Von eigentlichen Gelehrten in diesem Zeitraum ist
wenig auf uns gekommen; die lilerarische Thätigkeit in unseren
Gegenden scheint sehr gering gewesen zu sein. Benno von
Meißen, Waltram von Naumburg gehören dem vorigen Zeit-
raum, der Zeitgenosse Adam von Bremen, der ein Moißner
von Geburt gewesen sein soll, sogar dem eigentlichen Sachsen
an, und nur der Biograph Wiprechts und der gosecker und
bosauer Klostergeschichtschreiber sind vielleicht hierher zu rechnen;
in Reinhardsbrunn wurden die Annalen des Klosters zwischen
1180 und 1193 verfaßt, dann von einem zweiten Mönche fort-
gesetzt, später theilweise überarbeitet. UÜbrigens befanden sich
innerhalb der Klostermauern auch Herbergen (domus hospitum)