Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Thüringer. 5 
die Gleichheit der beiden. Namen zu Grunde liegenden Wurzel 
bestätigt wird. Denn die Formen Irmenduri wie Duringa 
führen beide auf den Stamm Duri zurück, mag #man diesen 
nun mit dem nordischen thora „wagen“. (also die Kühnen) oder 
mit dem keltischen, noch in Tauern, Taurus und andern erkenn- 
baren Namen für Gebirge (also Gebirgsbewohner) in Ver- 
bindung bringen, während Irman (Irmensul) „gewaltig, groß“ 
bedeutet 1). Allerdings aber reicht der Name der Thüringer 
gleich bei seinem Auftreten weiter gegen Südosten als der der 
Hermunduren, bis an die Donau, neben jenen auch die Mar- 
komannen, Narisker, vielleicht auch noch andere Stämme und 
Völkertheile umfassend. Das Einzelne läßt sich mit den vor- 
handenen Quellen kaum mehr zur Gewißheit. bringen. Genug, 
sie werden zuerst am Ende des 4., Jahrhunderts, thüringische 
Könige aber erst nach Attilas Völkerzuge, an dem auch sie Theil 
genommen haben sollen, in unsern Gegenden genannt. Vieles, 
ja das Meiste ist in der älteren Geschichte dieses Volkes und 
Reiches dunkel geblieben. Frühzeitig und wie die aufgefundenen 
Hügelgräber mit Aschenkrügen vermuthen lassen, bereits vor- der 
Völkerwanderung, waren die fruchtbaren Ebencn, auf dem Nord- 
und dem Süd-Abhange des Gebirges von ihnen angebaut; na- 
mentlich blühte die Pferdezucht: herrliche schneeweiße Rosse 
schicke König Hermanfried Theoderich dem Großen als Braut- 
gabe für Amalaberga. Schwerlich aber haben das Dispargum 
des Chlogio und der Thüringerkönig Bisinus nebst seiner Ge- 
mahlin Basina, die von Childerich von Tournai Mutter Chlo- 
dovechs wurde 2), mit unserem Thüringen etwas gemein, son- 
dern sind entweder bei den Thoringern westlich vom Rhein zu 
suchen oder gehören der Sage an. Wax Bisinus wirklich des 
Hermanfricd Vater und ein mächtiger Thüringerkönig, so hat 
wenigstens die Sage allem Anschein nach manche in Wirklichkeit 
ihm ganz fremde Begebenheiten auf ihn übertragen. Ohne 
Zweifel dehnte sich das thüringische Königreich weit über die 
1) J. Grimm, Gesch. d. deutschen Sprache, S. 414 ff. — Vergl. 
auch Zeuß, Die Deutschen u. d. Nachbarstämme (1837), S. 101 ff. 354 f. 
2) Gregor. Tur. II, 9. 12. Vergl. Grimm a. a. O., S. 417; 
Junghans, Childerich u. Chlodovech (1856), S. 12.
	        
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