Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1296 
246 König Adolfs Krieg gegen Friedrich und Diezmann. 
wo er für die Edeln, Dienstmannen, Städte und Einwohner 
Thüringens, welche den von ihm ausgerichteten Landfrieden be- 
schworen, einen königlichen Schutzbrief verkündete, Ende des 
Jahres von neuem ins Osterland und durch dieses nach Meißen. 
Anfang 1296 eroberte er Freiberg; 60 von den Vertheidigern 
wurden sogleich als Friedensbrecher enthauptet, die übrigen von 
Friedrich nur durch freiwillige Abtretung der Stadt Meißen 
und seiner übrigen Städte und Schlösser an Adolf gerettet 7). 
In Thüringen hatte gleichzeitih Gerlach den Grafen Günther 
von Käferuburg zur Unterwerfung gebracht, dessen Beispiele 
ohne Zweifel auch andere Grafen und Herren folgten; Erfurt, 
das abzufallen versuchte, eilte, des zurückkehrenden Königs Guade 
wiederzuerlangen, und so konnte Adolf in der That, bevor er 
nach Frankfurt abzog, verkünden, daß er die Fürstenthümer 
Meißen, Osterland und Thüringen dem Reilche slegreich unter- 
worfen habe, und als seine Stellvertreter in Meißen, dem 
Oster= und Plelßuer-Lande, den Grafen Heinrich von Nassau, 
wie den von Breuberg in Thüringen zurücklassen. 
In schrecklicherer Lage war das wettinische Haus und sein 
Besitzthum noch nie gewesen. Das Haupt des Hauses ver- 
schleudert seine Linder, unnatürlich gegen seine echten Kinder 
wüthend; diese, von Verrath umgeben, von mehren ihrer 
mächtigsten Vasallen verlassen, sind fast keiner Stadt mehr 
mächtig, in steter Gefahr, durch Gewalt oder List Freiheit oder 
Leben zu verlieren, der Feind in allen wichtigen Plätzen, alle 
Hilfsquellen abgeschnitten! Diezmann hielt sich in jener trost- 
losen Zeit in der auch nicht unangefochtenen Lausitz auf. — 
Markgraf Friedrich hatte unstät und flüchtig (zwischen 1296 
und 1297) herumirren müssen und soll sogar in der Lombardei 
gewesen sein, wo ihn, den Sohn der Hohenstaufin, einige Städte 
als Herrn anerkannt hätten 2). Noch weniger glaublich ist, 
was Spätere erzählen, daß sich die bedräugten Fürsten nach 
Avolfs Abzug wieder mancher Städte und Schlösser bemächtigt 
1) Die willkürlichen späteren Ausschmückungen Üüber Freibergs Be- 
lagerung berichtigt v. Posern-Klett, S. 81 und Excurs XVIII. 
2) Annules (olmar. maj. ad ua. 1206. Pertz, Mon. SS. XVII, 
222 und Adelung, Direct., S. 142.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.