Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

726 
743 
744 
14 Bonifacius. 
kurzer Regierungszeit von 741—747 genoß er die Unterstützung 
der Staatsgewalt. Aber es sag in der Natur, der Dinge 
selbst, daß die Bekehrung ein festes Band wurde, welches diese 
östlichen Gegenden an die Herrschaft der Franken kettete. 
Auch hatte er sich an keinen Landesherzog zu wenden; darum 
ruft er die Angesehenen, die Senatoren und Fürsten an, bringt 
päpstliche, Briefe an die mächtigen „Männer Asolf, Chodolaus, 
Wilar, Gunthar, Albord, und die Sammlung der Canones, 
die der vorsichtige Papst ihm mitgegeben, und bekämpft nun 
die Priesterehe, arianische Ketzerei und die Selbständigkeit der 
altbritischen Glaubensboten, das Essen des wilden Pferdefleisches, 
das Verkaufen der Leibeigenen an Heiden zum Opfern, zerstört 
in Hessen,, wo er das Kloster zu Amöneburg (an der Amana, 
d. h. der Ohm, gelegen), gründet, die Donnereiche in Geismar, 
und kündigt dem ganzen heidnischen Volksglauben, soviel davon 
noch in den Seelen der Menschen spukte, den Krieg an. Denn 
wohl mag damals häufig noch heidnischer Opfertrank und 
Christi Abendmahl aus Einem Kelch gespendet worden sein, 
und Aberglaube manmichfacher Art wird noch in den Kirchen- 
schlüssen von Lestines 743 aufgezählt und verpönt, ja noch Jahr- 
hunderte später wahrgenommen. Noch haben sich Glaubens- 
und Abschwörungs-Formeln jener Zeit erhalten. Viermal 
(719, 722, 726, 736) erscheint der unermüdliche Angel- 
sachse theils zu längerem, theils zu kürzerem Aufenthalte in 
Thüringen. Die Taufe Tausender in Masse, die man in 
Flüsse trieb, gab Christen dem Namen nach in Menge; ihre 
Beständigkeit war völlig unverbürgt. Darum galt es, das 
wirklich Gewonnene in feste Formen zu retten, Pflanzschulen 
des Christenthums und seiner Lehrer und durch weltlichen Besitz 
verbürgte kirchliche Stiftungen zu gründen. So entstand bei 
Ohrdruf, dem Michael geweiht, das erste Benedictinerkloster 
(725), die (Marien-) Kirche zu Erfurt, so viele Kirchen und 
Klöster in Franken und in Hessen; in letzterem besonders das 
auch für Thüringen so wichtige Stift Fulda 743 (Hersfeld 
durch Lullus 744 oder 770). Seine Gefährten und Schüler 
setzte er ihnen vor. Aber noch fehlte viel zur Vollendung 
einer kirchlichen Organisation, — ein Ziel, dem er auch dadurch
	        
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