Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Friedrichs des Freudigen Fehde mit Erfurt. 253 
Erfurt und an den Herzögen von Ostereich Bundesgenossen 
gegen Friedrich zu gewinnen. 
Ersteres, wo der alte Landgraf Albree#t seinen Sitz aufge- 
schlagen, hatte sich theils dadurch, daß ce diesen zu einseitiger 
Überlassung von einer Menge Gerichte und Vogteien in den 
umliegenden Dörfern bewog, ziemlich unrechtmäßig bereichert, 
theils aber mehre Schlösser landgräflicher Leheusleute sich zu- 
geeignet und war, da es sich in seinem Trachten nach völliger 
Reichsunmittelbarkeit durch Friedrichs wachsenre Macht gehemmt 
und bedroht sah, gegen ihn voll Argwohn unf entschieden feind- 
seliger Gesinnung. Um so weniger zögerte daher dieser mit 
dem Angriff gegen die Stadt. Seine Forderung, daß Erfurt 
die von seinem Vater wiederkäuflich für 160 Mark abgetretene 
Grafschaft au der schmalen Gera, sowie die widerrechtlich er- 
worbenen Gerichte und Vogteien wieder herausgeben solle, gab 
das Zeichen zu einer verhecrenden Fehde , welche das von den 
Greneln eines langwierigen Krieges eben erst aufathmende Land 
aufs neue in der traurigsten Weise heimsuchte. Obgleich aber 
Erfurt an seinen durch die steigende Fürstenmacht in gleicher 
Weise bedrohten Nachbarn, dem Grasen Hermann von Weimar, 
den Städten Mühlhausen und Nordhausen und sogar an Land- 
graf Johann von Hessen Bundeögenossen fand, so mußte es 
doch die Belagerung durch Markgraf Friedrich erdulden, wobei 
die Weinberge und die kostbare Wasserleitung kläglich zerstört 
wurden, und da der Reichstag zu Speier, auf dem der König 
den Streit zu entscheiden versprochen hatte, nicht gehalten 
wurde, da obendrein in der Stadt selbst der Unwille der Ge- 
meinde gegen die Behörden zu offener Empörung ausbrach, so 
knüpften dic Erfurter mit dem Markgrafen unmittelbar Unter- 
handlungen an, welche zu einem 1310 in Gotha geschlossenen 
Frieden führten, als eben der Krieg noch ausgreifender werden 
zu wollen schien, da Friedrich auch den Abt von Fulda für seine 
dem Könige bei Besetzung Thüringens ehemals geleisteten Dienste 
züchtigen zu müssen glaubte, wovon ihn jedoch die Abneigung 
seiner Vasallen gegen diesen Zug abhielt. Zu derselben Zeit 
traf ihn die frohe Nachricht, daß seine Elisabeth ihm zu Gotha 
cin Knäblein geboren, welches nachher als sein älterer Sohn 
1310
	        
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