286 Inneres 1190 — 1324. Wissenschaft und Kunst.
Augustinus Schrift De civitate Dei zum Geschenk, aber nicht
damit sie gelesen, sondern damit des heiligen Verfassers Ge-
burtstag daselbst festlich begangen werde, und im Jahre 1358
war es dahin gekommen, daß von 14 meißner Domherren
9 des Schreibens nicht kundig waren!
Überhaupt war für die Pflege der Wissenschaften das
13. Jahrhundert nicht günstig, doch tauchen wenigstens die ersten
Anfänge einer Sorge für den Jugendunterricht von Seiten der
Städte auf; ein rector parvulorum, zugleich Kaplan des Burg-
grafen von Dohna, wird 1300 in Dresden erwähnt, ein gleicher
1296 zu Gotha, Stadtschulen in Saalfeld, Altenburg und
Mühlhausen; in Leipzig dagegen blieb die Schule des Thomas=
klosters bis 1395 die einzige. Die Klöster zu Altzelle und
Pegau und das auf dem Lauterberge, dessen Chronik 1225
endet, mügen als Sitze der Gelehrsamkeit in Meißen und Oster-
land gegolten haben. Von den ersten beiden weiß man wenigstens,
daß fleißig Bücher abgeschrieben wurden. Nur Sifridus,
Presbyter zu Meißen oder Pegau (1 1308), der Verfasser
einer bis 1306 reichenden Weltchronik, ist uns unter den Ge-
schichtsschreibern aus diesen Gegenden mit Namen bekannt. Auch
auf diesem Gebiete behauptet Thüringen seine Überlegenheit,
wo Berthold, der Kaplan und Reisebegleiter Ludwigs des
Heiligen, die Biographie seines Herrn, eines der vorzüglichsten
mittelalterlichen Werke dieser Gattung, der Dominikaner Die-
trich von Apolda das Leben der heiligen Elisabeth schrieb
und Hermann von Bibra (71 1332), der Domdechant zu
Erfurt, nicht nur die alten Gerechtigkeiten des mainzer Stiftes
über Erfurt aufzeichnete, sondern uns auch in seinem Curmen
occulti auctoris trotz dessen geschmackloser und barbarischer Form
eine überaus schätzbare Quelle für die Zustände und Ereignisse
des ausgehenden 13. Jahrhunderts hinterlassen hat. 1½)
Die Künste standen meist im Dienste der Kirche. Die herr-
lichen Überreste des romanischen Stiles in der Klosterkirche zu
Zschillen, die Goldene Pforte zu Freiberg u. a. bezeugen, daß
das 12. Jahrhundert hier eine eigene, von der italienischen
1) Höfler, in den Sitzungsber. d. Wien. Ak. XXXVIII, 149ff.