Marlgraf Friedrich der Ernsthafte. 287
Kunst unabhängige deutsche Kunstschule ausgebildet hatte; aber
unerklärt bleibt, wie diese Vollkommenheit nach dem Abgange
jener unbekannten Künstler sich sobald wieder verlieren und
gleichsam aussterben konnte. Die Ruinen des heiligen Kreuz-
klosters in Meißen bezeichnen die Anfänge des Spitzbogenstiles,
dessen herrlichste Schöpfung, den Dom zu Meißen, Bischof
Withego I. (k 1293) zu erbauen begann. Reichlicher Ablaß
wurde allen Förderern des Baues verheißen. Dagegen ver-
stummte fortan die Dichtkunst in unseren Gegenden, und nur
nach seiner Herkunft gehört der fahrende Sänger Heinrich
Frauenlob, der junge Meißner (zum Unterschied von dem älteren
Meißner zwischen 1260 und 1280) uns an, nach seiner Wirk-
samkeit aber nach Mainz, wo er 1317 oder 1318 starb.
Bweites Hauptstück.
Geschichte der wettinischen Länder vom Verlust der Lausitz
und Friedrichs des Freudigen Tode an bis zur Erwer-
bung des Herzogthums Sachsen und der Kurwürde
1324— 123.
1. Friedrich der Ernste, letzter alleiniger Besitzer der wettinischen Länder
(1821—1347).
Der 14jährige Land= und Mark-Graf stand bis 1329
unter der Vormundschaft seiner Mutter und zugleich des Grafen
Heinrich XVI. von Schwarzburg bis 1324, wo dieser als An-
führer meißnisch-thüringischer Truppen bei der Belagerung einer
brandenburgischen Veste blieb, und von da an des Grafen Hein-
rich XII. Reuß von Plauen. Jener Vorfall steht vermuthlich
damit in Zusammenhang, daß eben damals die Wettiner in der
großen Parteiung zwischen den Häusern Wittelsbach und Luxem-
burg ihre Stellung auf Seite der Ersteren nahmen. Ihren ent-
schiedensten Ausdruck fand diese Politik darin, daß der junge