Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Universität Leipzig. 845 
malige Rector von allen Lehrenden gewählt) sind die Meißner, 
den meißner Sprengel und die Länder des Markgrafen außer 
dem Kurkreis umfassend, die Sachsen und die Bayern oder 
Franken. Die große Selbständigkeit; mit der sich vie leipziger 
Universität constituiren konnte, bewirkte, daß sie ihre Verfassung 
in einer viel eigenthümlicheren Weise ausbildete als dies bei 
irgend einer der älteren der Fall war. Als politische Gemeinde 
mit eigner Selbstverwaltung nach Innen, mit bestimmten Rechten 
nach außen gliederte sie sich in die genannten vier Nationen, 
an deren Spitze der Rector stand; als Lehrkörper zerfiel sie in 
vier Facultäten, jede mit einem Decan an der Spitze, deren 
gemeinsame Grundlage die philosophische oder Artisten -Facultät 
bildete, daher sämmtliche Lehrer Mitglieder derselben, magistri 
artium, sein mußten und ihr Decanat, obgleich der Rang- 
ordnung nach das letzte, eine die gesammte Universität angehende 
Würde und in mancher Beziehung wichtiger als die des Rectors 
war. Die Lectores ordinarii waren verpflichtet über bestimmte 
Doctrinen regelmäßige Vorträge zu halten; den Professorentitel 
führten nur die Theologen. Zu den Vorlesungen, akademischen 
Acten und Wohnungen der Doctoren wurden der Unlversität 
die beiden Fürstencollegien überwiesen, aus deren Einkünften später 
die Collegiaturen gebildet wurden. Doch mehrte sich die Zahl 
der sogenannten Collegien später noch ungemein. Die ersten (20) 
lesenden Magister bekamen außerdem zusammen 500 Fl. als ge- 
wisse Besoldung angewiesen und trugen Theologie, kanonisches 
Recht und Philosophie vor. Bald schenkten auch die Päpste sechs 
Dompfründen oder Kanonikate zu Meißen, Zeiz und Merseburg 
für die drei ersten Professoren in jeder der beiden höhern Facul- 
täten. Dann erwarb die Universitat nach und nach eine An- 
zahl Dörfer zur Mehrung ihrer Einkünfte. Am Schluß des 
ersten Jahres waren bereits über 600 Studenten inseribirt. 
1) Vgl. Gersborf, Die Universität Leipzig im ersten Jahre ihres Be- 
stehens, im Ber. d. leipz. deutsch. Ges. (1847); Drobisch, Beiträge zur 
Statistik der Univcrsität Leipzig in den ersten 140 Jahren ihres Be- 
stehens in: Berichte d. k. s. G. d. W. 1848, S. 60 und 1849, S. 69, 
und Zarncke, Die urkundl. Quellen z. Gesch. d. Univ. Leipz. 2c., in 
Abh. b. phil.-hist. Kl. d. k. s. G. d. W. II (1857), 511 fl.
	        
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