1438
880 Kurfürst Friedrich der Sanftmüthige.
Plan auf die Lausitz war gescheitert, in Würzburg blieb zwar
Sigismund Bischof, gerieth aber mit dem Kapitel in Zwist
und wurde 1443 abgesetzt. Als er hierauf sein väterliches
Erbtheil verlangte, gefährliche Umtriebe gegen seine Brüder an-
spann, wurde er nach Schloß Scharfenstein und endlich nach
Rochlitz in Verwahrung gebracht. Dort starb er 1463 und
fand im Dom zu Meißen seine Ruhestatt. )
Ungleich leichter und einfacher knüpfte sich dagegen die Ver-
bindung mit den Habsburgern, auf welche mit der übrigen
luxemburgischen Verlassenschaft auch die Freundschaft mit dem
Hause Wettin übergegangen war. Die mancherlei eben be-
rührten zweifelhaften und unklaren Verhältuisse, in denen der
Kurfürst sich bewegte, machten auch ihm, wie es scheint, die
Anlehnung an den königlichen Thron wünschenswerth auf so
lange wenigstens, als er seinen Vortheil auf dieser Seite fand.
Denn er war nicht der Mann, der das einmal Ergriffene mit
innerem Feuer und rückhaltsloser Offenhelt behauptet und durch-
geführt hätte; desto besser verstand er es, sich geschmeidig dem
Wechsel der Umstände bald nach der einen bald nach der an-
deren Seite anbequemend, überall mit rastloser Thätigkeit zu
erwerben und zu gewinnen, seine Herrschaft zu vergrößern und
über Adel und Geistlichkeit zu befestigen. Nicht einem der
brandenburger Markgrafen, sondern dem Herzog Albrecht von
Osterreich gab er seine Stimme bei der Wahl am 18. März
1438, diesem lieh er seinen Beistand zu Behauptung der böh-
mischen Krone gegen den von den Utraquisten herbeigerufenen
Kasimir von Polen, und wenn auch Tabor nicht erobert wer-
den konnte, so erfocht doch der Kurfürst im Verein mit Graf
Heinrich von Schwarzburg noch auf dem Räückzuge zwischen
Brüx und Bilin einen glänzenden Sieg über die Böhmen.).
Nach Albrechts frühzeitigem Tode aber übertrug die verwitt-
wete Königin alsbald dem Herzog Wilhelm, dem Verlobten
ihrer Tochter Anna, nicht nur das Wiedereinlösungsrecht ihres
an Brabant verpfändeten Stammlandes Luxemburg nebst der
1) Cl. Brockhaus, Gregor von Heimburg (1861), S. 84—88.
2) Theobald a. a. O. II, 39. Die bezügliche Stelle aus Herzog
Wilhelms Schreiben bei Droysen, Preuß. Politik I, 632.