890 Kurfürst Friedrich der Sanftmülthige.
dem Kurfürsten, weil er sich für die im. Bruderkriege geleisteten
Dienste für nicht hinreichend belohnt hielt. Ein geheimnißvoller
Zettel, den Kunz zu Freiberg von Georg Podiebrad erhielt,
beweist, daß er auch mit dem böhmischen Gubernator in ver-
trautem Verkehr stand; vielleicht war der Inhalt desselben nicht
außer Zusammenhang mit dem Folgenden. Man muß sich er-
innern, daß die Vitzthume in Böhmen weilten. Am 4. Juni
schickte Kunz dem Kurfürsten seinen Fehdebrief, der jevoch erst
nach vollbrachter That an diesen gelangte. Durch einen Küchen-
knecht, Haus Schwalbe, pon Allem, was in Altenburg vorging,
in genauer Keuntniß erhalten, versteckte er sich mit einigen
Gehilfen im Schlosse Kohren, und auf die Nachricht, daß der
Kurfürst nach Leipzig gereist sei, der Hofstaat ein Bankett in
der Stadt halte, erstieg er in der Nacht zwischen dem 7. und
8. Juli 1455 mit einigen Gefährten an Strickleitern das
Schloß, wo nur die Kurfürstin Margarethe mit ihren beiden
Söhnen, Ernst (geboren 1441) und Albrecht (geboren 1443)
und deren Gespielen gegenwärtig war. Der „Schreiber“, der
bei den jungen Fürsten schlief, wurde gebunden (nach Andem
wäre von Kunzens Gefährten anfangs statt Albrechts, der sich
versteckt hatte, ihr Gespiele, ein Graf von Barby, erwischt
worden) und die Zimmer der Kurfürstin- wahrscheinlich ver-
wahrt. Dann wurden die jungen Fürsten durch ein niederes
Fenster auf Holzleitern ins Freie gebracht. Kunz jagte mit
Albrecht auf dem Wege nach Eisenberg bei Brüx, Wilhelm
von Mosen und von Schönfeld 1) mit Ernst auf dem zwickauer
Wege, damit die Nache doch nicht ganz mißlänge oder, wenn
ein Prinz eingeholt würde, man mit dem andern Amnestie er-
zwingen könne.
Unterdeß flogen Eilboten nach Leipzig, Reiter jagten den
Räubern nach, Sturm wurde durchs ganze Land geläutet.
Schon war Kunz am Fürstenberge (bei Elterlein), wo er der
Nähe Böhmens wegen angeblich dem schmachtenden Prinzen
einige Beeren zu pflücken erlaubte. Der Prinz entdeckt seine
Noth einem Köhler, Georg Schmidt, den er im Walde trifft;
1) Daß Kunzens Gehllie so und nicht Schönfels hieß, erhebt von
Weber (im Archiv für sächs. Gesch. IV, 36 ff.) zu großer Wahrscheinlichkeit.