Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1471 
400 Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht der Beherzte bis 1485, 
persönlich vom Kaiser, ihrem Oheim, die Belehnung und be- 
suchten auf der Rückreise in Prag den König Georg, den 
Schwiegervater Albrechts, der dann auf ein Jahr nach Wien 
ging. Auch der vom Papste gegen Podiebrad, den „Ketzer“, 
gesprochene Bann entfremdete sie dem Böhmen so wenig, daß 
noch 1471 die Vermählung Katharinas mit, dessen Sohn 
Heinrich pollzogen wurde, wohl aber verstanden sie es, zwischen 
ihm, ihren Nebenbuhlern, den Brandenburgern, deren Interessen 
sich mit den ihrigen vielfach bald begegneten, bald. krenzten, 
dem Kaiser und Matthias von Ungarn eine klug vermittelnde 
Stellung zu behaupten, die ihnen erlaubte nach allen Seiten 
hin die Erweiterung ihrer Macht zu verfolgen. Die nächste 
Gelegenheit, dazu gab ihnen Heinrich III., Burggraf zu Meißen, 
Herr von Plauen, der auf Betrieb seiner Gemahlin, einer von 
Nosenberg, seinen Vasallen ihre Güter nahm „und machte, aus 
der erbarn leute sitze fyhe hoffe und scheffereyen und sprach es. 
wer in nutzer zu kessen und zu puttern dann daß chelleut 
darauf seßenn“. 1); von Podiebrad, dem Oberlehnsherrn des- 
selben, kraft der sächsisch -böhmischen Erbeinigung mit Voll- 
ziehung der deshalb über ihn verhängten Acht beauftragt, er- 
oberten die Herzöge 1466 Stadt, Schloß und Herrschaft Plauen, 
worauf Podiebrad den Herzog Albrecht damit belehnte. Ver- 
geblich waren, alle, Beschwerden des Burggrafen beim Papste, 
dem Kaiser und selbst bei. der Universität Leipzig, sein Sohn 
mußte 1482 förmlich auf Plauen verzichten, welches unter, 
söchsischer Hoheit verblieb?). Merkwürdig, wenn er auch ohne 
Folgen blieb, ist der Vorschlag, den damals die „Herzöge durch 
ihren Oheim. Wilhelm dem Kurfürsten Friedrich, von Branden- 
burg. zu. einem Tausche seiner Markgrafschaft gegen Thüringen 
und das Vogtland machen ließen 3), Unausgesetzt blieb. dabei 
ihr Augenmerk auf die Vorgänge in Böhmen gerichtet. Schon 
waren ihre Gesandten in Rom nahe daran; eine Suspension 
des Bannes gegen Georg Podiebrad vom Papste zu erlangen, 
als der Tod den großen König der Verfolgung seiner Feinde 
1) Appendir Chron. Vet.-Cell., Mencke II, 429. 
2) Märker, Burggrafthum Meißen, S. 300 ff. 
3) Droysen a. a. O. II, 1. S. 327.
	        
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