Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1600 
482 Kurfürst Friedrich der Weise. 
das Ihrige, die Reform ins Leben zu rufen; ohne Kurfürst 
Berthold wäre sie gänzlich ins. Stocken gerathen. Er leitete, 
während Maximilian nach Italien zog, auf dem Reichstage zu 
Lindau 1496 die weiteren Verhandlungen. Friedrich übernahm 
für die Abwesenheit des Königs das Reichsvicariat in dem ihm 
zustehenden Sprengel, trotz, des Widerspruchs des Pfalzgrafen, 
der es für das ganze Reich beanspruchte; vom Reichstage blieben 
beide weg, weil sie darin, daß Max seinen Sohn Philipp als 
seinen Stellvertreter dahin schickte, eine Verletzung ihrer Vica- 
riatsgerechtsame erblickten. Der unglückliche Verlauf des Krieges 
gegen Frankreich, dessen Ausbruch Friedrich der Weise vergebens 
durch Unterhandlungen mit Herzog René von Lothringen und 
dem Könige Ludwig XII. selbst zu verhüten gesucht hatte, war 
es auch dies Mal, was den Ständen Gelegenheit gab, sich in 
der Reichsregierung das Übergewicht über den König zu sichern; 
auf dem Reichstage zu Augsburg 1500 mußte Max in die 
Einsetzung eines bleibenden, aus 21 Mitgliedern bestehenden 
Reichsregiments willigen, das zu Nürnberg seinen Sitz haben 
sollte und dessen Vorsitz 1501 Kurfürst Friedrich als Statt- 
halter des Königs mit 6000 Gulden Gehalt übernahm. Zu- 
gleich erhielt er die sogenannte große und kleine Comitive 1). Be- 
hufs Handhabung der Regierung wurde das Reich, jedoch mit 
Ausschluß der habsburgischen und der kurfürstlichen Länder, in 
sechs Kreise getheilt. Auf neuen, festeren Grundlagen, mehr 
eine ständische Republik als eine Monarchie, schien sich das Reich 
aufbauen zu wollen. Was hitte sich aus diesen Anfängen ent- 
wickeln können, wären alle von so redlichem Willen, von so 
lauterer Vaterlandsliebe beseelt gewesen wie Friedrich der Weisel 
Aber wenn Maximilian nur widerwillig und unter dem Druck 
der Noth nachgegeben hatte, so mangelte es auch unter den 
Ständen bei Vielen nicht nur am rechten Eifer für die neue 
Einrichtung, sondern auch am rechten Geschick, sie zu handhaben. 
Das Reichsregiment, dessen Beisitzer entweder gar nicht er- 
schienen waren oder nicht zu ihrem Gehalte gelangen konnten, 
1) Die Urkunde bei Mencke, 8S8. II, 791 nennt ihn „Sacri Latera- 
nensis palatü et Cacsareae aulae nostrac ac imperialis consistorü 
comes palatinus"“.
	        
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