Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Unterwerfung und Bekehrung der Sachsen. 83 
alle verpflichtet aufzubrechen, während gegen Spanien und die 
Avaren fünf Sachsen nur den sechsten gerüstet stellten. Die 
alten Volksversammlungen, die Tage bei Marklo hörten auf. 
Nur der Graf oder missus berief das Volk. 
Eine schwere Aufgabe war es, den Sachsen zum Christen- 
thum zu bringen. Die Freuden des Walhalla waren ihm 
nationaler und seliger als die dunkeln Verheißungen der Prie- 
ster Jesu, Odin und Freia herrlicher als der Christengott und 
die jungfräuliche Gottgebärerin. Das Christenthum war 
Staatsreligion des verhaßten Feindes und führte in seinen 
kirchlichen Formen des Unverständlichen, des Drückenden zu 
viel mit sich. Eine mächtige Priesterkaste zu ernähren, Heilige 
zu verehren, die nicht Heroen und Götterhelden waren, dem 
Feinde liebend zu vergeben, wo die Blutrache heilig Erbtheil 
und Ehrensache war, mochte ihnen unnatürlich scheinen. Doch 
Karls Schwert und seine traurigen Verpflanzungen und Weg- 
führungen leines Theils des Volkes ersetzten bald die innere 
Überzeugung; Widukinds und anderer Großen Belspiel ging 
voran; das gebieterische morte moriatur des Capitulars de 
partibus Saxonino für Den, der sich nicht taufen lassen wollte, 
war bei einem Karl, der 4500 Sachsen an der Aller schlach- 
ten ließ, keine leere Drohung. Bisthümer wurden zu Osna- 
brück 783, zu Verden 786, Bremen 787, zu Paderborn, 
Minden, Halberstadt, Hildesheim, Münster nach der Beendigung 
des Krieges gestiftet, Hamburg als Erzbisthum (831) des Nordens 
für Ansgarius, und Klöster, unter denen Corvei (822) und 
Gandersheim (856) bald berühmt wie Fulda und Hersfeld 
wurden. Bei den Domstiftern und Klöstern wurden Schulen 
errichtet. 
Man unterschied drei Stände bei den Sachsen, Edelinge, 
Frilinge, Lassen. Die Edelinge waren durch Karls Politik und 
Kriege sehr gelichtet worden. Was übrig war, mag vorgezogen 
haben, im fränkischen Sinne zu leben. In den Kriegen zwischen 
Ludwigs Söhnen waren die Edelinge theils für Lothar, theils 
für Ludwig, und Lothar versprach sogar den untern Ständen 
ihnen ihre alte (heidnische) Verfassung wiederzugeben. Da traten 
sie als Stellinga in eine Vereinigung und verjagten die Ede- 
Böttiger, Geschichte Sachsens, 2. Aufl. 1. 3 
788 
787 
786 
831 
822
	        
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