Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

456 Kurfürst Friedrich der Weise. 
Volks, die ihre Lehren weder an den Tag bringen noch ver- 
theidigen dürften, betrachten, sondern auch durch ein öffentliches 
Edict vor Gott und der Welt bezeugen wolle, daß er in der 
ganzen Sache nichts als Aufklärung der Wahrheit gesucht, 
aber daß die Theologen selbst den Streit abgelehnt und sich 
verkrochen hätten, um ihre Unwissenheit und Barbarei nicht 
an das Licht zu bringen“ 1). Petrus Mosellanus eröffnete die 
Disputation mit einer lateinischen Rede. Die Universität, die 
Geistlichkeit und der Rath von Leipzig legten ihre Zuneigung 
zu Eck unverhohlen an den Tag. Herzog Georg wohnte der 
Disputation in Person bei; auch er verschloß sich keineswegs 
der Überzeugung von der Nothwendigkeit einer Reformation 
der Kirche, aber was er darunter verstand war im wesentlichen 
doch nichts weiter als die Besserung des geistlichen Standes; 
der Gedanke eines Angriffs gegen das Dogma lag ihm fern, 
und als nun Luther im Laufe der Disputation einige Sätze 
Johann Hussens nicht eben darum verwerflich finden wollte, 
weil das Kostnitzer Koncil sie verworfen habe, so wandte sich 
fortan der Herzog, der ohnehin alles, was von Wittenberg 
kam, mit mißgünstigem Auge betrachtete, entschieden von Luther 
und seiner Sache ab. 
Wie gering auch das unmittelbare Resultat der leipziger 
Disputatiton war, so hatte sie doch die hochwichtige Folge, daß 
Luther durch sie zuerst dahln gedrängt wurde, die Auctorität 
des Papstes und der Koncilien in Glaubenssachen bestimmt und 
entschieden zu leugnen. Noch einmal nahm jetzt Miltitz die 
durch die Disputation unterbrochenen Verhaudlungen wieder 
auf. Die goldene Rose wurde nun wirklich übergeben; aber 
der Kurfürst empfing sie, bedeutsam genug, nicht, wie es des 
Papstes Meinung war, in Person, feierlich, zu Wittenberg, 
sondern ließ sie ganz in der Stille zu Halle an seine Räthe 
aushändigen. Ein weiterer Versuch Miltitzens, Luther unter 
1) Planck, Geschichte der Entstehung r2c. des protestantischen Lehr- 
begriffs (Leipzig 1791, 8°) I, 186, wo die Quellen nachgewiesen sind. 
v. Braun (Monatl. Ausz. aus der sächs. Gesch. 2c. V, 305) bemerkt, 
daß von drei Bischsfen und elf A#bten in Sachscu keiner bei der Dis- 
putation erschicn.
	        
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