462 Reichstag zu Worms 1521.
Geleite nach Worms zum Reichstage vorgeladen. Der vor-
sichtige Kurfürst soll sogar den Kaiser zu einem ausdrücklichen
Verzicht auf das Reservat, daß man einem Ketzer kein Wort
zu halten brauche, vermocht haben 1).
Luther reisete wie Einer, der kaum an eine Rückkehr dachte,
doch mit dem. Talisman des Glaubens an den treuen und festen
Gott gerüstet. Er predigte unterwegs an mehren Orten; in
Erfurt wurde er von der ganzen Universität, den Rector Crotus
Rubianus an der Spitze, in feierlichem Zuge eingeholt und
von Eobanus Hessus besungen. Noch vor Worms warnte ihn
sein Freund Spalatin, umzukehren, aber: „wenn so viel Teufel
zu Worms wären als Ziegel auf den Dächern, noch wollt' ich
hinein!“ war seine bekannte Antwort. Seine zweimalige
Stellung vor Kaiser und Reich und deren Erfolg sind oft ge-
uug geschildert; allen weiteren Vermittlungsversuchen, wie sie
Herzog Georg und die Kurfürsten von Trier und Brandenburg
anstellten, zwischen Gegensätzen, die keine Vermittlung mehr
zuließen, machte Luther ein Ende durch seine welhhistorische
Erklärung: „Hier stehe ich; ich kann nicht anders, Gott helfe
mir, Amen.“
Und Gott half, wie wenig es auch anfangs den Anschein
dazu hatte. „Wohl hat Dr. Martinus geredet vor dem Herrn
Kaiser und allen Fürsten und Ständen des Reichs in latein
und deutsch“, sagte Friedrich erfreut zu seinem Hofprediger,
„er ist mir viel zu kühn.“ Luther erhielt, hauptsächlich auch
auf Herzog Georgs Andringen, aber gegen die Absicht der.
Kurfürsten von Mainz und von Brandenburg, freies Geleit
zur Rückreise, und am 26. Mai 1521 wurde ohne weitere
Berathung mit den Ständen das sogenannte wormser Edict
bekannt gemacht, welches Luthern mit allen seinen Anhängern
in die Acht erklärte, seine Lehre verbot und alle seine Schriften
zum Feuer verdammte. Weil die meisten Fürsten, auch Frie-
drich der Weise (am 23sten), schon abgereist waren, wurde es
auf den 8. Mai zurückdatirt. In Nom jubelte man und hielt
die ganze Sache nun für abgethau. Ein Spanier schrieb aber
damals von Worms aus an seinen Freund Petrus Martyr
1) Seckondorf l. c., p. 151.