Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

492 Die packschen Händel. 
gegen den Punkt in diesem Vertrage, daß man den Angriff 
nicht erst abwarten, sondern selbst augreifen wolle, erklärten 
sich nun des Kurfürsten Räthe und noch mehr seine Theologen 
und bestanden zu Philipps Verzweiflung, aber sehr verständiger- 
weise darauf, daß man doch vor allen Dingen die „Mord- 
fürsten“ erst selbst befragen und gütlich von ihrem Bündniß 
abzubringen suchen müsse. Philipp stand schon an den Grenzen 
Frankens, als die Gefahr, der Kurfürst möge vom Bunde 
ganz zurücktreten, wie Luther selbst gerathen, ihn zu dem zwang, 
womit er allerdings in Dresden oder Weimar gleich hätte be- 
ginnen sollen, seinem Schwiegervater erst schriftlich, mit Bei- 
legung der Kopie der Urkunde, Vorstellungen zu machen. 
Etwas Ahnliches geschah sodann bei den übrigen in der Urkunde 
genannten Fürsten, und da ergab sich, zu seiner höchsten Be- 
schämung, aus allen Antworten, daß alle mit dem höchsten Be- 
fremden über seine Leichtgläubigkeit, einige sogar nicht undent- 
lich ihni als absichtlichen Erdichter der ganzen Sache bezeichnend, 
den Urheber einer solchen niederträchtigen Verleumdung genannt 
und den Beweis geführt wissen wollten. Nun nannte Phbilipp 
seinen Mann, der zu ihm geflohen war, nahm ihn fest und 
ließ ihn verhören. Er gestand zwar, sich vom Landgrafen Geld 
bedungen, aber nie erhalten zu haben; das Original der Ur- 
kunde sei im Archiv gewesen, aber zerrissen worden, weil ver- 
muthlich Georg vom Bunde zurückgetreten sei; die Kopie, die 
er dem Landgraf gezeigt, habe er selbst vernichtet, da er das 
Siegel nicht wieder habe in die Kapsel bringen können; er er- 
bot sich selbst zur Folter, wenn man auch Georgs Kanzler 
peinlich befragen wolle. Viel Täuschendes war allerdiugs bei 
dem ganzen Handel, und daß gerade während desselben des 
Kurfürsten Joachim von. Brandenburg Gemahlin Elisabeth, 
weil er ihr den Genuß des Abendmahls unter beiderlei Gestalt 
verbot, 26. März heimlich zu ihrem Oheim, dem Kurfürsten 
von Sachsen, entfloh und von diesem in Lichtenburg ein ruhigcs 
Asyl augewiesen erhielt, daß in der Niederlausitz Ritter Nicolaus 
von Minkwitz, ein Lutherauer, dessen Bruder Hans des Kur- 
fürsten von Sachsen Nath war, bedenkliche Rüstungen unter- 
nahm, war ganz geeignet, die Gereiztheit und das gegenseitige
	        
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