522 Die wurzener Fehde.
das nun in Trient gehalten werden sollte, wollten die Pro-
testanten, denen durch Karls Unglück in Afrika und den neuen
französischen Krieg der Muth gewachsen war, ganz und gar
nichts hören. Und doch enthüllte sich eben damals, wie sehr
die protestantische Partei des festgeschlossenen, inneren Zusammen-
hangs entbehrte. Es fehlte wenig, daß die Häupter der beiden
sächsischen Linien ihre Schwerter gegeneinander selbst gekehrt
hätten.
Dem am 17. April gestorbenen Herzog Georg von Sachsen
war sein Bruder Heinrich, der Reformator seines Landes,
schon am 18. August 1541 im Tode gefolgt. Auf seinen hoch-
begabten Sohn, den 21jährigen Herzog Moritz, Philipps von
Hessen Schwiegersohn, hatte sich mit dem albertinischen Lande
auch der alte, aus der Theilung von 1485 herrührende und
trotz aller Vergleichsversuche immer fortwirkende, unter Georg
noch durch die kirchliche Spaltung verschärfte Gegensatz gegen
die ernestinische Kurlinie vererbt, und gleich in den ersten Monaten
gedachte er zu zeigen, daß er selbständiger als sein vom Kur-
fürsten geleiteter Vater sei. Obgleich Protestant, erklärte er
21. Jannar 1542 dem schmalkaldischen Bunde nicht beitreten
zu wollen, theils weil er kein Vertrauen zu demselben hegte,
theils aber auch, weil er trotz seiner Jugend nicht die geringste
Lust empfand, sich dem Kurfürsten unterzuordnen noch eine
Art von Bevormundung zu ertragen, die dieser über ihn aus-
üben zu wollen schien. Da er sich vielmehr gerade damals
enger an den Landgrafen anschloß, so mußte dadurch bei der
Spamung, die zwischen diesem und Johann Friedrich einge-
treten war, die Entfremdung der beiden Vettern nur noch ge-
steigert werden. Sie führte zu offeuem Conflict, als der Kur-
fürst der meißnischen Stiftsstadt Wurzen, die wie das ganze
Stift unter dem Schutze beider Linien stand, einseitig die
Türkensteuer auflegte und, da der Bischof von Meißen
Johann VIII. (von Maltitz) sich dagegen verwahrte, ohne
Moritzens Abmahnung zu beachten und mit Verletzung des
grimmaischen Vertrags den 22. März 1542 die Stadt durch
1400 Mann besetzen und nicht ohne Gewaltsamkeit in dem
Stifte die Neformation einführen ließ. Sogleich eilte Moritz,