Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

524 Kurfürst Johanm Friedrich der Großmüthige. 
V 
tung, Wider des verstockten, Gottlosen, vermaledeieten, ver- 
fluchten Ehrenschenders, bösthetigen Barrabas, auch huren- 
süchtigen Holofernes von Braunschweig, so sich Herzog Heinrich 
den jüngern neunt, unvorschempt, Calphurnisch, schand= und 
lügenbuch. Wittenberg, gedruckt 1541 durch Georg Rhaw.“ — 
Die Antwort des Herzogs führt den ähnlichen Titel: „Des 
durchleuchtigen, hochgeborn Fürsten und Herrn, Herrn Heinrichs 
des jüngeren Herzog zu Braunschweig r2c. Erhebliche, ergrünte, 
wahrhaftige, Göttliche und Christliche, Ouadruplicä wider des 
Gottlosen, verruchten, verstockten, abtrinnigen Klrcheuraubers, 
und vermaledeieten boshaftigen Antiochi, Novatiani, Severiani 
und Hurenwirts von Sachsen, der sich Hausen Friedrichen 
Hertzogen zu Sachsen neunt, erdicht, erlogen unverschempt 
Lesterbuch; gedruckt zu Wolfenbüttel durch Henningk Nädem, 
1541“ (4%). Luther fiel womöglich noch gröber aus 1), und 
Heinrich bekam auf diese Weise für jede Grobheit immer zwei 
andere wieder. Aber von Worten kam's zu Handlungen. 
Als sich nämlich Heinrich anschickte, die wegen Niederreißung 
einiger Klöster über Goslar verhängte Acht zu vollstrecken, 
trotzdem daß die Protestanten die Suspension derselben bei 
Ferdinand durchgesetzt hatten, als er auch Braunschweigs Frei- 
heit antastete, suchten beide Städte Schutz bei dem schmalkal- 
dischen Bunde, dessen Glieder sie waren. Die Bundeshäupter 
aber beschlossen nach wiederholten Berathungen zu Eisenach, 
sich nicht auf die Leistung der erbotenen Hilfe zu beschränken, 
sondern erklärten ihren Entschluß, Frieden an dem Friedbrecher 
zu suchen, und nachdem ihnen selbst Moritz durch einen am 
1. Mai 1542 geschlossenen Vertrag Geldhilfe und den Schutz 
ihrer Länder für den Fall, daß sie wegen ihres Unternehmens 
angegriffen werden sollten, zugesagt hatte, überfielen sie im Juli 
des Herzogs Heinrich Land mit 19000 Mann, eroberten am 
12. Angust Wolfenbüttel und hatten binnen Monatöfrist das 
1) Heinrich, Sächs. Geschichte, 2. Aufl. II, 217— 233. Pölitz 
hat aus der ponikanschen Bibliothek (ietzt in Halle) die Titel der Original- 
druckschriften und Einiges von ihrem Inhalte mitgetheilt. Des charak- 
teristischen, des biblischen und doch so rohen Anstrichs willen gehören sie 
zur Schilderung der Zeit.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.