582 Spannüng zwischen Ernestinern und Albertinern.
über ihren Vetter von Baireuth zu eigner Bereicherung miß-
brauchen möchten, wandten sich an den Kaiser.
Dieser hielt sich vorläufig ruhig. Was ihm aber mehr
als alles Andere in die Hände arbeitete, das war die Spamung
zwischen den beiden sächsischen Häusern. Durch Eigensinn auf
der einen, Reizbarkeit auf der andern Seite genährt, gewann
sie jetzt durch Moritzens hervorragende Persönlichkeit noch eine
ganz andere Bedeutung als früher. Wie natürlich auch nach
dem, was vorhergegangen, das Mißtrauen des Kurfürsten gegen
die Albertiner war, unleugbar hat es der protestantischen Sache
den größten Abbruch gethan, vielleicht selbst die Pläne, die in
Moritzens Seele schlummerten; erst wecken helfen. Bei der
untermengten Lage der beiderseitigen Gebiete fehlte es nie an
Anlässen zu Mißhelligkeiten; je geringfügiger sie waren, desto
deutlicher zeigten sie nur, wie tief die Verstimmung gehe. Zwar
mühete sich des Kurfürsten Kanzler Brück redlich um eine Aus-
gleichung, rieth namentlich wegen der Stifter Magdeburg und
Halberstadt, nach deren Besitz Moritz strebte, zur Nachgiebigkeit,
da der Kurfürst doch wenig Aussicht habe, sie für sich zu er-
langen, dauernde Unfreundlichkeit mit Moritz aber doch nicht
gleichgiltig sei; allein zu mehr als einer äußerlichen Versöhnung
brachte er es nicht. Leider war auch Philipp von Hessen nicht
der Manm, diese Mißstimmung auszugleichen. Schon vor dem
wormser Reichstage war an derselben des Landgrafen Plau zu
einer engen Verbindung zwischen ihm selbst, dem Kurfürsten
und Moritz, diesen drei durch so viele Bande auf einander ge-
wiesenen Fürsten, die dann den Kern zu einem großen pro-
testantischen Bunde abgeben sollte, gescheitert. Bereitwillig hatte
zwar Moritz zugesagt 1), der Kurfürst dagegen um so bestimmter
abgelehnt, je weniger er selbst Moritzens evangelischer Gesinnung
traute; besser sei es, wenn Moritz zum schmalkaldischen Bunde
träte. So wurde durch diese Verhältnisse eine wirkliche Con-
solidirung der protestantischen Partei von vornherein unmöglich
gemacht.
Es ist daher durchaus unbegründet, wenn man die Schwäche
der protestautischen Partei zunächst in der Organisation des
1) Moritzens Brief giebt Seckendorf III, 570. 571.