Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Verhalten des schmallaldischen Bundes. 533 
schmalkaldischen Bundes sucht. Man muß sich vielmehr er- 
innern, daß der Bund bisher aus jedem Conflicte siegreich her- 
vorgegangen war. Die Mängel seiner Verfassung wurden 
durch die Glaubensfreudigkeit seiner besten Mitglieder auf der 
einen, durch die vielfachen Verhinderungen des Kaisers auf der 
andern Seite hinreichend aufgewogen, daher auch kein anderes 
Bündniß jener Zeit eine ähnliche Kraft entwickelt hat wie er. 
Was ihn aber im Fortgange der Zeit lähmte, war eben jene 
unselige Eifersucht zwischen den Ernestinern und den Albertinern. 
Hätte sich eine Möglichkeit finden lassen, Moritzens Scharfblick, 
seine Euergie und Kühnheit für die Interessen des Bundes nutz- 
bar zu machen, so war der Sieg des Protestantismus in ganz 
Deutschland außer Zweifel; daß er sich fern hielt, raubte ihm 
seine beste Kraft. Der Kurfürst empfand dies sehr wohl; hatte 
er doch in seinem Unmuth über den Bund dem Landgrafen 
geradezu erklärt, daß er mit Sehnsucht den Ablauf der Bundes- 
zeit erwarte und von einer Erneuerung nichts mehr wissen 
wolle. Kein Wunder daher, daß auch die Versammlung des 
schmalkaldischen Bundes zu Frankfurt, Anfang 1545, einen 
Verlauf nahm, wie er den Wünschen des Kaisers nicht besser 
entsprechen konnte. Man beschloß zwar die Unterstützung des 
Kurfürsten Hermann von Köln bei seinem Versuche, das Erz- 
stift zu reformiren, aber die beruhigenden Zusicherungen des 
Kaisers genügten, um von jeder wirklichen Hilfsleistung abzu- 
halten; man berieth über eine neue Bundesformel, aber um 
wichtige Sachen nicht zu übereilen, setzte man die Bundes- 
erneuerung auf einen Tag nach Worms, hier aber nach Han- 
nover aus, ohne daß etwas geschah. Der Kurfürst, der gar 
nicht in Frankfurt erschienen war, äußerte ganz offenherzig, 
man solle die Sache gehen lassen wie sie gehen wolle und sich 
vor dem nächsten Reichstage nicht fürchten, auch keine Gegen- 
rüstungen machen. Man sei ja von dem augsburger Reichs- 
tage auch lebendig weggekommen, ohne sich viel vorgesehen zu 
haben. Er sah also den Sturm und wollte nichts thun um 
ihm zu begeguen oder ihn abzuwenden 7). 
1) Seckendorf III, 570. 
1545
	        
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