540 Der schmalkaldische Krieg.
zugegangen und daß dieses Dinge wären, welche vorüber und
nicht zu wiederbringen seien.“ Nun war Karl dem Feinde ge-
wachsen; er ergriff die Offensive, willens Nördlingen zu nehmen
und den Kriegsschauplatz nach Schwaben zu verlegen; aber die
nachziehenden Verbündeten deckten die Stadt, ebenso wie das
gleich darauf bedrohte Ulm, ja der Kurfürst hätte hier vielleicht
am 14. October, wenn er die auf einer schmalen Brücke einzeln
über die Brenz ziehenden Feinde schnell angriff, statt durch
Anfragen bei Philipp die Zeit zu verlieren, dem Kaiser großen
Abbruch thun können. Bei Giengen standen sich beide Theile
abermals in festen Lagern gegenüber. Noch war die Lage der
Verbündeten keineswegs ungünstig; machte sich ihnen auch der
Geldmangel empfindlich, so litten dagegen ihre Feinde durch
Krankheiten und die rauhe Jahreszeit noch viel härter als
sie selbst ½. «
Was den Kaiser trotzdem mit Zuversicht des Gelingens
erfüllte, war die Gewißheit, die er jetzt empfing, daß unn end-
lich auch Moritz handeln, den Verbündeten in den Rücken fallen
werde. Von Regensburg heimkehrend, hatte der Herzog zwar
sich zu rüsten begonnen, zunächst aber nur zur Besetzung des
eigenen Landes und ohne den Schein der Neutralität irgendwie
aufzugeben. Obgleich das Mißtrauen seiner Verwandten längst
gegen ihn rege geworden war und sich in Warnungen und
Bitten, besonders seines Schwiegervaters und der Schwester
desselben, der verwittweten Herzogin Elisabeth (von Rochlitz),
einer feurigen Protestantin, aussprach, so ahnte doch niemand
von ihnen, daß Moritz bereits seinen Pakt mit dem Kaiser zu
ihrem Verderben geschlossen habe. Hatte ja sogar der Kurfürst
vor seinem Abzuge Gemahlin und Kinder angewiesen, in jeder
Gefahr sich an ihn zu halten. Dies verschaffte ihm die Mög-
lichkeit, unter dem Schein, als schenke er der Versicherung des
Kaisers, nichts wider die Religion vornehmen zu wollen, wirk-
lich Glauben, die Nolle eines Vermittlers anzunehmen und
Unterhandlungen fortzuspinnen, durch welche er nicht nur einen
Theil der norddeutschen Protestanten, namentlich Joachim II.
von Brandenburg, vermochte, unthätige Zuschauer des Kampfes
1) Nanke 1V, 322 ff.