Herzog Georg der Bärtige und Heinrich der Fromme. 569
sie 1534 der nüruberger Stadtschreiber Laz. Spengler naunt.
Und doch beabsichtigte derselbe Fürst gegen das Ende seines
Lebens selbst mit Hilfe seiner Stände eine Reformation, wenn
der Papst noch länger damit zaudere, da er in seinem Lande
selbst Papst sei, und die Prälaten seines Landes verwilligten
sogar 15000 Fl., damit der Herzog sich ja nicht „von der
alten christlichen Religion“ abführen lasse. Nicht mit Unrecht
mochte Luther von ihm schreiben: „es hat mich geschmerzet,
daß dieser treffliche und fromme Fürst sich dermaßen eintreiben
läßt von seiner Umgebung, den ich ja doch als einen solchen
anerkannt und erfahren habe, daß er fast wohl fürstlich redte,
wenn er seines Herzens Sprache redte“ 1) Der Kampf, den
er focht, war unnatürlich und fruchtlos. Der Boden wurde
immer hohler, auf welchem Georg als eine Säule der alten
Kirche dazustehen meinte. Jetzt kam der Abfall vom alten
Glauben in sein eignes Haus.
In Freiberg hatte schon die Reformation gewaltig um sich
gegriffen; die Gemahlin Heinrichs, Frau Katharina, las mit
ihren Hoffräulein Luthers Schriften, bis auf Georgs Betrieb
diese Fräulein entlassen wurden, und schon 1524 gab es dort
einen beweibten Geistlichen und keine geistliche Schauspiele mehr,
aber desto mehr Gelächter und Gespötte über das sogenaunte
Mönchskalb. Nicht lange, so erklärte sich die Herzogin, eine
rührige und energische Frau, die sich auch durch Mißgunst gegen
ihren Schwager bestimmen ließ, trotzdem, daß sie im Nothfalle
seine Geldhilfe in Anspruch nahm, fast offen für Luther und
lies, endlich vor ihrem Gemahl selbst gegen das Papstthum
predigen. Der vertriebene Anton von Schönberg zog nach
Freiberg und bestärkte die Herzogin in dem Plaue, ihren Gatten
zu bekehren. Sein redlich einfaches Gemüth war bald ge-
wonnen, aber die Furcht vor dem Bruder hielt von offenen
Schritten und von völliger Einführung der neuen Lehre ab.
Doch wurden schon 1530 die Klöster, aus denen bereits
Manche, besonders Nonnen, entsprungen warcn, visitirt und ihr
1) Vergl. Seidemann, Die Roeformalionszeit in Sachsen von
1517—1519 (1846) und Gretschel, Kirchl. Zustände Leipzigs. — Eine
Ehrenrettung Georgs versucht: Schulze, Georg und Luther (1834).