Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

1639 
572 Das albertinische Sachsen. 
jeder Neuerung in Sachen der Religion enthalten zu wollen, 
die abschlägliche Antwort eintraf, war er am 17. April 1539 
gestorben, mit der trüben Aussicht, daß alles sein Gegenkämpfen 
gegen die Reformation wahrscheinlich vergeblich gewesen sein 
würde. 1) Er war der letzte katholische Fürst Sachsens ge- 
wesen, und der letzte, der im Dom zu Meißen begraben wurde. 
Noch von seinem Sterbebette wurde der zelotische Pater Eisen- 
berger entfernt, und der Leibarzt Nothe sagte zu dem kranken 
Fürsten: „Gnädiger Hzrr, Sie pflegten sonst oft zu sagen, 
geradezu giebt die besten Reuner; dies thun Sie auch jetzo und 
gehen gerade zu Christo, welcher vor unsere Sünde gestorben 
und unser einiger Seligmacher und Vorbitter ist, und lassen 
die verstorbenen Heiligen fahren.“ Auf diese Trostworte rief 
der sterbende Fürst: „Ei so hilf mir du treuer Heiland Jesu 
Christe, erbarme dich über mich und mache mich selig durch 
dein bitteres Leiden und Sterben.“ 2) 
Wenige Wochen vor Georg war auch Hugo, Burggraf von 
Leisnig und Herr von Penig, als der Letzte seines alten 
1) v. Langenn, Moritz I, 67—77 u. II, 182. Es ist auffallend, 
wie Georg oft gegen bessere überzeugung, die sich ihm aufdringen wollte, 
ankämpfte. Mit Crosner stritt er sich oft im grünen Stliblein des Schlosses 
über seine Predigten und über das Abendmahl nub utra quo herum, hörle 
aber und duldete ihn doch drei Jahre. Dann, wahrscheinlich weil das 
Hofpersonal ihm gram war, gegen dessen „Hofmanserei“ sich Crosner frei 
erklärte, entließ er ihn, doch im Guten, und ist nachher in Leipzig wieder 
mit ihm zusammengekommen. Seckendorf II, 93; Hasche, Diplom. 
Gesch. von Dresden II, 169. Charakteristisch ist auch folgende Außerung 
Georgs. Als sein Sohn Johann im Sterben lag, sagte ihm der Vater: 
daß er allein auf Christum der Welt Heiland sehen und aller seiner Werle 
wie auch der Heiligen Aurufung vergessen solle. Als nun Johanns Ge- 
mahlin äußerte, warum man dieses nicht öffentlich im Lande predigen 
lasse, sagte Georg: „Liebe Frau Tochter, man soll's nur den Sterbeu- 
den zum Troste vorhalten, denn wenn die gemeinen Leute wissen sollten, 
daß man allein durch Christum selig würde, so würden sie gar zu ruchlos 
werden und sich gar keiner guten Werke befleißigen.“" Müller, Annalen, 
S. 9lI. 
2) Ebendas., S. 93. Ubrigens hatte Georg bis auf Christine, Phi- 
lipps von Hessen Gemahlin, die schon lange evangelisch war, acht Kinder 
verloren und seine Gemahlin 1534, nach deren Tod er sich den Bart 
wachsen ließ; davon der Bärtige.
	        
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