Herzog Moritz als Kurfürst. 587
fürsten, der ihm sein Land vertraut, die Acht vollzog, des von
der Donau Zurückeilenden Rache erlag, aber vom Kaiser unter-
sttzt 1547 den vielgetäuschten Fürsten politisch vernichten half,
ist bereits in Johann Friedrichs Geschichte erzählt worden. Mit
der schönsten Bente des Feldzuges, mit dem Kurfürstenthum,
wurde Moritz geschmückt. Bräche seine Geschichte hier ab,
Moritz's Ruhm und Ehre würde für alle Zeiten verloren ge-
wesen sein; man würde über seinem Verrath vergessen haben,
was er sonst Rühmliches bisber gethan, man würde ihn in
die große Reihe von Fürsten wersen müssen, die ihrem Ehrgeiz
ihre wahre Ehre opferten, wir könnten den von seiner Leiden-
schaft Verführten und durch dieselbe einem Schlaueren zur Bente
Gewordenen nur bedauern. Selbst die Besten und Besonnensten
jener Zeit konnten kaum anders urtheilen und Niemand ahnte
vielleicht, daß derselbe Mann, der einen Sieg über seinen
nächsten Stammesvetter, über Mitbürger hatte erringen, säch-
sisches Blut hatte vergießen helfen, je der Retter der deutschen
Mittelmacht, der deutschen Freiheit und des neuen kirchlichen
Systemes werden würde.
Aber mil der erlangten Kurwürde begimt eine neue Periode
wie für Sachsen, so auch in des Fürsten Leben. Auf der
Höhe, auf welcher sich jetzt sein Sachsen so vergrößert befand,
mußte es in Deutschland eine größere Rolle spielen und war
dazu durch die Anstreugungen des Fürsten wie durch die Kultur
des Landes und des Volkes berechtigt. Deutschland, selbst
Europa halte seine Augen auf Sachsen und seinen Fürsten ge-
richlet. Aber nicht minder mußten auch auf der Höhe, auf
welcher jetzt Moritz als erster protestantischer Fürst Deutsch-
lands stand, sich ihm selbst die Verhältnisse in einem weitern
Kreise, in einem weit hellern Lichte zeigen, an der Spite der
deutschen Fürsteumacht andere Forderungen und Pflichten ihm
llar werden, als von dem beschräulteren Slandpunkte eines
untergeordneten Fürsten. Fürs erste erschien er allgemein als
der treueste Verbündete des Kaisers, von welchem er auch noch
wegen der feierlichen Belehnung abhlingig war, ja er unler-
sllitzte selbst mit einem Theile seiner Truppen den König Fer-
dimand gegen die Böhmen. Daneben wendete er seine Thälig-