Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Marlgraf Albrecht von Brandenburg -Culmbach. 613 
gegeben haben würde. Moritz hielt hierauf am 26. August 
einen Landtag zu Dresden, von dem er sich eine Unterstützung 
zum Türkenkriege bewilligen ließ und führte Anfang September 
sein Heer versprochenermaßen nach Ungarn; sein Erscheinen, 
verbunden mit der Nähe des Winters, der Pest und der Tapfer- 
keit der Ungarn, veranlaßte die Türken zurückzugehen, doch konnte 
er sich mit dem königlichen Befehlshaber Castaldo nicht ver- 
tragen, obgleich ihm dieser untergeordnet worden. Schon zu 
Anfang des folgenden Jahres aber riefen ihn die besorglichen 
Berichte seines Schwiegervaters und seiner Räthe über die 
kriegerische Gestaltung der Dinge in Deutschland in die Heimat 
zurück. 
Deun unzufrieden, daß er nicht ähnlichen Gewinn wie 
Moritz davongetragen, hatte Markgraf Albrecht von Branden- 
burg-Culmbach den passauer Vertrag verworfen, sich auf Nürn- 
berg und die fränkischen Bisthümer gestürzt, sie zu harten Ver- 
trägen gezwungen, darauf die geistlichen Gebiete am Rhein heim- 
gesucht und stand im Begriff, sich mit den Franzosen zu ver- 
einigen, als es plötzlich dem Kaiser gelang ihn auf seine Seite 
berüberzuziehen; die bereits ausgesprochene Cassation der fräu- 
kischen Verträge wurde wieder aufgehoben, Albrechts Raub an 
den fränkischen Ständen vom Kaiser feierlich bestätigt; der ge- 
sammte Rechtszustand Deutschlands war damit aufs neue in 
Frage gestellt. Da erschien Moritz, bereit im Verein mit Fer- 
dinand' der in Moritz seine Stütze gegen Karls noch immer nicht 
aufgegebene Erbfolgepläue sah, den eben erst geschaffenen Fried- 
stand und damit zugleich seine eigene Stellung zu vertheidigen. 
Er wußte sehr wohl, daß der Kaiser den Angenblick herbeisehne, 
wo er den passauer Vertrag zerreißen, an Moritz würde Nache 
nehmen können. Karls Gesandter in Venedig sollte erklärt 
haben, „nie werde sein Herr sich mit Moritz versöhnen, reiche 
Karls Leben nicht hin den Kurfürsten zu züchtigen, so solle 
Philipp der Rächer sein“; es war nicht gleichgiltig, daß der 
nnn völlig in Freiheit gesetzte Johann Friedrich sich „geborenen 
emfürsten von Sachsen“ naunte und dies auch auf seine Münzen 
schlagen ließ, daß in Gotha an den Festungswerken gebaut wurde. 
Gleichzeitig verzweigte sich der Krieg nach Niedersachsen, wo
	        
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