Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

616 Das neuere ernestinische Sachsen. 
eine große Anzahl Reisen, Besuche von Reichstagen und Fürsten- 
versammlungen, dabei hochwichtige innere Institutionen füllen 
seine Regierung aus. Mit 33 Jahren ist es vollendet. Die allzu- 
heftige Jagdliebe, der er zum großen Nachtheil seiner Unterthauen 
nachhing, soll er sterbend noch berent haben. Vieles verrichtete er 
durch wohl gewählte Räthe, wie Commerstadt, Carlowitz, Cracau, 
Mordeisen u. A. Wie segensreich für Deutschlands politische 
und religiöse Freiheit sein Wirken als Kurfürst war, wie groß 
der Glanz und Ruhm nach außen, den er seinem Sachsen für 
lange Zeit zu verleihen wußte; wie bereitwillig man ist, die 
Tiefe seiner Politik, den Umfang seiner Combinationen, den 
Heldenmuth mancher Unternehmung zu erheben: so fühlt man 
sich oft mitten in der Freudigkeit des Urtheils befangen und 
gehemmt, wenn man an die Mittel denkt, die ihn zum Ziele 
führten, und blickt unwillkürlich von der Elbe hinüber zu jenem 
frommen Dulder an der Ilm und Saale, der weit beschränktern 
Geistes und weit mindern Glanzes doch Eines voraus hatte, 
den frommen Sim, die treue Redlichkeit. 
4. Begründung des neueren ernestinischen Sachsens durch Johann 
Friedrich und seine Söhne. 
(Als Anhang). 
So glücklich nicht und doch vielleicht glütkseliger als Morit 
trat Johann Friedrich ein Jahr nach des Kurfürsten Tode von 
dem eng gewordenen politischen Schauplatz seines Wirkens ab. 
Wie man auch über seine Mißgriffe urtheilen mag, er steht 
unter den Säulen und Trägern der Reformation und unter 
den frommen Glaubenshelden, die eine Überzeugung haben, für 
die sie leben und sterben können, nicht am letzten Platze da. 
Den schweren Verlust, welchen die wittenberger, Kapitulation 
seiner Linie brachte, hat der, der die Zeiten lenkt, allmählich zu 
vergüten gewußt; und wenn der 13. Artikel jenes Vertrages 
fast nur den achten Theil des gesammten damaligen wettinischen 
Landes den Söhnen des unglücklichen Fürsten übergab, so besitz 
jetzt das ernestinische Sachsen doch volle zwei Drittel des den 
Albertinern verbliebenen Landesumfanges #). 
1) Judem das Königreich Sachsen 272 □M., das Großherzogtbum 
und die drei Herzoglthümer gegen 180 □M. Areal haben.
	        
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