Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Erster Band: Von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des sechzehnten Jahrhunderts. (1)

Die Universiläten. 639 
eine vergebliche Anstrengung, wenn Georg, der selbst gelehrte 
Fürst, gleichzeitig die Reformation in seinem Lande unterdrücken 
und die Pflege der humanistischen Studien auf der Universität 
begünstigen wollte; nach Mosellans Tode 1524 harrte 15 Jahre 
lang nur noch der treffliche Kaspar Börner als Vertreter der- 
selben aus. Nicht ohne Neid sah das alternde Leipzig auf die 
jugendfrische Schwester in Wittenberg, die, wie Mosellan 1519, 
wo Luthers Disputation auf die akademische Jugend tiefen Ein- 
druck machte, an Julius Pflug schrieb, in porniciem Lipsiae 
herangewachsen war. Aber mehr noch als die Glaubens- 
differenzen waren es Reibungen zwischen Studenten und Hand- 
werkern sowie Conflicte zwischen dem akademischen Rathe und 
den Bürgern, was die Universitäten entvölkerte. Nach Georgs 
Tode besserte sich die Lage der Universität. Heinrich der Fromme 
nannte sie den größten Schmuck seiner Lande, in Wahrheit ihr 
zweiter Gründer aber wurde durch seine Reformen und seine 
großartigen Schenkungen sein Sohn Moritz). Die Zahl der 
Lehrer stieg wie in unsern Tagen auf hundert an; die der 
Studirenden schwankte zwischen 4400 und 1250. Die von 
Georg eingezogene Professur der hebräischen und griechischen 
Eprache wurde von Heinrich hergestellt, die dritte medicinische 
Professur der Physiologie von ihm gestiftet. Eine vierte stiftete 
Moritz für Chirurgie und Anatomie. Die philosophische Facul- 
tät zählte 24, dann bloß 20 Professoren und Assessoren. Sie 
hatte außer ihrem Decane und Prokanzler Senioren, Sub- 
senioren aus jeder Nation, Clavigeros, Executoren, Taxatoren, 
Resumptoren oder Repetenten. Die gehaltenen Publica wurden 
Sabgeschätzt bis 1502 und darnach bezahlt. Noch dauerte das 
Walzen der Professuren fort: wer z. B. im Sommer Ethik 
gelesen hatte, mußte im Winter Mathematik vortragen. Dies 
schaffte erst Kurfürst August ab:). Die Besoldungen aus den 
1) Die Staluten vom Jahre 1543 s. Zarucke, Stiaintenbllcher, 
S. 76. 
2) Lconhardi, Gesch. und Beschreib. v. Lcipzlg. (1799), S. 640. 
Man findet eincn Prolessor utrinsiine lingunc, Philotoplius ginccus, 
Mathematichs. Ethicns, Ph)sicus, Poßta, lector in Quinctilianum, lecto- 
res rudimentorum mathematiccs, Rhetoricces, Dialecticac, rudimentorum
	        
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