88 Kurfürst August. Wissenschaften.
trotzdem daß er nicht nur einen bedeutenden Theil seiner Ein-
künfte auf große Baue, wie die von Augustusburg (Schellen-
berg), Annaburg, Moritzburg, des Lusthauses auf dem König-
stein (statt des dortigen, von den Mönchen längst verlassenen
Klosters, mit dem 600 Ellen tiefen Brunnen), der künigsteiner
und dresdner Festungswerke, des Zeughauses, des Jägerhofes
der Kanzlei= und Münzgebäude, des Schlosses zu Freiberg ver-
wendete, sondern auch ansehnliche Kapitalien in seinen Amtern
niederlegte, um durch Darlehen gegen ablösliche oder unablösliche
Zinsen die zu unterstützen, die durch solche Vorschüsse vor Wucher-
hand und Untergang zu retten waren; noch im 19. Jahrhundert
sollen die Renten dieser sogenannten Amtskapitalien sich auf
80000 Fl. belaufen haben ½).
Ueber dieser umfassenden, politischen und staatswirthschaftlichen
Thätigkeit blieben die Wissenschaften nicht unbeachtet. War
ja doch August selbst nicht ohne einige gelehrte Kenntnisse; im
Latein eiferte er seinem kaiserlichen Freunde Maximilian nach.
Die Zahl der Schulen wurde in Stadt und Land vermehrt,
für die Fürsten= und die städtischen oder Particular = Schulen
auf Grund der von Ad. Siber gemachten Vorschläge die Schul-
ordnung von 1580 gegeben, in welche auch das Griechische und
der Unterricht im Hebräischen Aufnahme fand. Auf Aulaß der
confessionellen Streitigkeiten wurden die Schulen strengerer Be-
anfsichtigung, die Hauslehrer der der Superintendenten und
Pfarrer unterworfen, die Winkelschulen verboten. Die drei zu
Freiberg, Mühlberg und Langensalza errichteten Jungfrauenschulen
scheinen nicht von langer Dauer gewesen zu sein.
Daß August unter den Universitäten besonders Witten-
berg begünstigte, mochte von dem Einflusse Pencers und Cracos
herrühren, die dort Professoren waren. Er gründete daselbst
durch ein Kapital von 30000 Fl. eine Anzahl neuer Stipen-
dien, Freiwohnungen im Collegium Augusteum und das Con-
vict, errichtete eine Professur der Geschichte und der französischen
Sprache und verfügte, daß der Professor der Ethik auch Politik
1) Hunger in Woltmanns Zeitschr. III, 4. S. 359. Falke,
S. 26.