Wissenschasten und Künste. 91
I971 Augusts Leibarzt, scheint die Alchymie sehr begünstigt zu
haben. Sonst zeichneten sich als Arzte Joh. Kentmann und
sein Sohn aus, deren Mineralien= und Conchyliensammlung
1600 Nummern zählte; von ersterem, der auch mit Kourad
Gesner in Verbindung stand, rührt ein noch vorhandencs aus-
gemaltes Herbarium her. Mit fast leidenschaftlichem Eifer
widmete sich die Kurfürstin der Arzneikunst; in ihrem großen
Laborakorium zu Annaburg erfand und bercitete sie Medicamente,
die oft als Geschenke an Begünstigte dienten und weit versendet
wurden; sie schrieb selbst ein Arzneibüchlein und veranlaßte die
Gründung der Hofapotheke. Zu den Lieblingswissenschaften des
Kurfürsten gehörte endlich auch die Geschichte, namcutlich die
vaterländische, so daß er sich zur Ubersetzung einiger neueren
Historiker einen eigenen Trauslator hielt, und auf seine An-
regung geschah es, daß Petr. Albinus in seiner Meißnischen
Land= und Bergchronika die erste Gesammtdarstellung der säch-
sischen Geschichte und Landeskunde gab, daß Georg Fabricius
das unvollendet hinterlassene Werk des Georg Agricola im
Sinne der siegreichen Religionspartei zu den Origines Saxonicae
umarbeitete 1); durch ihn wurden Reiner Reincccius und Math.
Dresser zu Historiographen und letzterer zum ersten Professor der
Geschichte in veipzig bestellt. Im übrigen litt die literarische
Production unter der Strenge der Censur, welche durch die
zahllosen auf die Zeitereignisse bezüglichen Pasquille hervor-
gerufen und der Universität Leipzig übertragen wurde. Die
Buchdrucker mußten eidlich geloben, nichts ohne Censur, anonym
und ohne Jahreszahl zu drucken. Im Jahre 1568 errichtete
der Kurfürst auf Cracos Betrieb die Hofbuchdruckerei in Dres-
den. Unter den Künsten zeigt nur die Musik einen Fortschritt,
zugleich aber auch den beginnenden Hang zu ausländischer Art;
an die Spitze seiner 1555 reorganisirten Kapelle berief August
den Matthias le Maistre und als dessen Nachfolger 1068 den
auch als Componist bedeutenden Antonio Scandelli, der als
1) Erschicnen erst 1598; die zweite Auflage unter dem Titlel Saro-
nia illustrata (1607).