Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

92 Kurfürst August und seine Familie. 
Kapellmeister den damals beispiellosen Gehalt von 400 Fl. 
bezog; auch die ersten Instrumentisten der kurfürstlichen Kapelle 
waren Italiener, unter ihnen die drei Brüder Tola, von denen 
zwei zugleich Maler waren 1), ebenso die Bildhauer und 
Maler Nosseni und Riceini. Von den Deutschen Wehm, 
Bretschneider, Graf, Göding, Kreuter, Krodel erreichte keiner 
die Kranache. Walter, Hiob Magdeburg der Vater und 
Schreckenfuß lieferten meist Epitaphien und Altäre. Unter den 
Baumeistern werden Schickedanz, Vogt, Dehne, der leipziger 
Bürgermeister Hier. Lotter, Graf Rochus Lynar, der sich, weil ihn 
der sächsische Hofadel seiner Kunst wegen scheel ansah, nach 
Brandenburg wendete, und die Buchner genannt ?. 
Haben wir bisher den Kurfürsten Angust in den verschieden- 
sten Beziehungen zu seiner Zeit betrachtet, so würde doch in 
dem Lebensbilde dieses merkwürdigen Fürsten ein wesentlicher 
Zug fehlen, wollten wir seiner nicht auch noch zum Schluß 
als Gatten und Vaters im Schvoße der Seinigen gedenken. 
Von jeher hat der familienhafte Sinn unseres Volkes be- 
sonderen Werth darauf gelegt, wenn er auch in fürstlichen 
Kreisen einer wohlthuenden Innigkeit und Reinheit des häus- 
lichen Lebens begegnete. Daß diese Tugenden an Augusts 
Herd heimisch waren, hat nicht wenig dazu beigetragen die 
mancherlei Flecken, die seinen Charakter verunzieren, im Andenken 
der Nachwelt zu verlöschen und sein Bild in helleren Farben 
zu erhalten. Dieselbe Zucht und Ordnung, die den ganzen 
Staat durchdrang, herrschte auch in der kurfürstlichen Familie 
selbst; doch blieb dieselbe von schweren Schicksalsschlägen nicht 
verschonk. August. erlebte den Schmerz, seinen Kurprinzen 
Alexander (starb 1565) und außer diesem noch zehn andere 
Kinder vor sich ins Grab steigen zu sehen. Nur Christian 
1) Fürstenan, Die Instrumentisten und Maler Tola und der 
Kapellmeister Scandellus, im Archiv f. sächs. Gesch. IV, 166 ff. Pforta 
und dann die leipziger Thomasschule besaß an Seth Calwitz (Calvisins) 
einen ebenso grlindlichen Tonsetzer als Mathematiter. 
2) [Gebhardt,!] Beiträgc z. Gesch. d. Cultur in Sachsen (1823), 
S. 132 ff. Hasche, Magazin 1 (1784), S. 69 ff.
	        
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