Full text: Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen. Zweiter Band: Von der Mitte des sechzehnten bis zu Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. (2)

1560 
L Kurfürst Christian I. 
Zweiles Hauptstüch. 
Kursachsen vor, in und nach dem 30jährigen Kriege 
1586 — 1656. 
1. Die Zeit Christians I. 1586 — 1591 und Christians U. nebft 
der Administration Friedrich Wilhelms don Sachsen= Weimar 
1591 — 1611. 
Kurfürst Christian I., geb. 29. October 1560, der einzige 
von neun Brüdern, der den Vater überlebte, hatte eine sehr 
sorgfältige Erziehung genossen, war schon im 21. Jahre mit 
dem Vorsitz in der Landesregierung und drei Jahre darauf mit 
einem größeren Antheil an den Staatsgeschäften beauftragt 
worden, wozu ihm sein Vater eine eigene Instruction ertheilt!) 
und fünf Geheimräthe als Rathgeber und Gehilfen an die 
Seite gestellt hatte. Dennoch war weder dessen unermüdliche 
Arbeitskraft noch auch sein Eifer für das orthodoxe Lutherthum 
auf den Sohn übergegangen. Nach zwei Seiten trat daher mit 
Augusts Tode in Kursachsen cein bemerkenswerther Umschwung 
ein. Schwächlichen Körpers, dazu ein Freund der Tafel und 
des Bechers, scheute sich zunächst der junge Kurfürst, die ganze 
Last der Regierung gleich seinem Vater auf die eigenen Schul- 
tern zu laden. Hatte dieser selbst den einflußreichsten unter 
seinen Räthen nie eine andere Geltung eingeräumt, als daß sie 
ihm tüchtige Werkzeuge zu Durchführung seiner eigenen Ideen 
sein sollten, so legte sein Sohn die Leitung der Geschäfte als- 
bald in eine andere Haud. 
Dr. Nicolaus Crell aus Leipzig hatte sich daselbst durch 
juristische Vorlesungen und praktische Geschäfte ausgezeichnet 
und dadurch von dem aufmerksamen Kurfürsten August 1580 
1) Gedruckt in Arndt, Neues Archiv f. sächs. Gesch. I, 135; 
einen zwei Jahre älteren „Letzten Willen und väterliche Vermahnung“ an 
denselben s. in v. Weber, Alchiv f. d. sächs. Gesch. IV, 397.
	        
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